I know the human being and fish can co-exist peacefully.
― George W. Bush
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Pollys Rasiermesser
Der demütige Erzähler war der Geschichte von der Wiederkehr des Wolfes nach Täuschland und Europa etwas überdrüssig geworden. Es erschien ihm, als sei dazu alles gesagt und es gelte nun, die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten. Diese schien zudem gelinde zu stagnieren. Gut, mit der Zunahme an „Herdenschutzmaßnahmen“ stieg proportional auch die Zahl herdengeschützter Weidetiere im Rißspektrum der Wölfe auf über 60 Prozent, was die Annahme bestätigt, daß desgleichen für den Wolf, als intelligentem und lernfähigem Apex-Predator, unter Umständen eine Herausforderung, aber keine unüberwindbare Hürde darstellt. Es hatte sich ein gewisser Gewöhnungseffekt betreffend der Meldungen über Weidetiermassaker und den stetig wiederholten Beschwichtigungsmaßnahmen eingestellt. Zudem schien die Landnahme durch die Wölfe etwas zu stocken: Im Osten und in Norddeutschland gebietsweise die dichtesten Wolfspopulationen weltweit, südlich des Ruhrgebietes dann nur mehr flüchtige Einzeltiere. Zwar kann sich nun auch im Schwarzwald der Bauer des Morgens öfter am Anblick von Kühen erfreuen, die mit abgefressenem Hintern auf der Weide rumstehen, aber solange eben nur Fintenuschis Pony gefressen wird und nicht die Kriminelle selbst, halten sich Thrill und Unterhaltungswert dann doch in Grenzen.
Nun sichtete euer demütigster Erzählsklave beim müßigen österlichen Weltnetzüberflug jedoch diese Aufzeichnung eines Livestreams, der den allwissenden Lebensmittelchemiker Udo Pollmer im Dialog mit Uwe Braun, dem ewigen Jeanshemd von „Wolfinfo Aktuell“ zeigte. Einige Passagen entlockten dem Erzähler ein überraschtes „Oho!“ und sollen in Folge für die Proktokolle notiert werden.
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Ja, die dicke Polly ist schon so ein Unikum. Sozusagen die eierlegende Wolfsmilchsau für Querulanten aus sämtlichen Welten. Sie signalisiert durch ihre bahnbrechenden Erkenntnisse („Pommes rot-weiß hat einen höheren Nährwert als Salat“, „Sport nutzt überhaupt nix“) einerseits der hedonistischen Fettsack-Diabetes-Fraktion, daß sie einfach so weiter machen kann, weil das eben der alternativlose Weg allen FLEISCHES sei. Gleichzeitig dient Pummel-Polly anthroposophisch-esoterischen Homoerotikern und körperkultistischen Internet-Posern, die am eigenen Astralleib erlebt haben wollen, daß „Lichtnahrung funktioniert“, als Idol und Kronzeuge dafür, daß die Tatsache, daß der Mensch als Lebewesen essen muß, um sich zu erhalten, eine Lüge ASURISCHER Kräfte darstelle! IRRE!
Womit wir auch schon voll beim Thema wären. Denn Polly, der der DE eher mit Unterbrechungen folgte, scheint sich, zumindest diesem Video zufolge, ein gutes Stück weit zu einer geradezu klassischen Verstörungstheoretikerin ausgewachsen zu haben. Damit soll vom DE, der selbst ja durchaus anfällig für Verstörungstheorien ist und in Folge dessen schon in so manchem Geistesmorast feststeckte, mitnichten gesagt sein, daß alles, was Polly auffährt, haltloser Dummfug wäre. Nein, sie kann durchaus mit Substanziellem aufwarten. Nur ihre Art zu denken, wie sie Dinge polemisch-suggestiv verknüpft und wie sie das überhaupt für das geneigte Publikum rüberbringt, wie sie versucht, dieses in seinen Bann zu schlagen, zu „teasen“, das erinnert mittlerweile schon sehr an die „Großen“ der Aufwach-Szene, von Ganser bis Jebsen. Und insbesondere ihre Andeutungen über Kräfte hinter den Kulissen und das Maß an Bösartigkeit, das sie diesen zutraut betreffend, scheint sie sich regelrecht „radikalisiert“ zu haben. Dies ist zumindest der Eindruck des DE, der meint, hier eine Wandlung der früheren Polly zu erkennen. Dieser ging es noch mehr um Scharlatanerie, geschäftstüchtige Ernährungs- und sonstige „Gurus“, mittlerweile erscheint Polly als an die Thesen von Bevölkerungsreduktion und sinistrer „Weltlenkung“ voll anschlußfähig. Allerdings beschränkt sie sich hier auf entsprechende Andeutungen, die sie abrupt rauskloppt, um sich dann wieder auf den Boden nachprüfbarer Fakten und ihre „Quellenliste“, die sie nach eigener Aussage stehts mit sich führt, zurückzuziehen.
Doch beginnen wir mit dem Zerinnerungsproktokoll.
Nachdem uns‘ Polly erklärt hat, daß man überall in den von Desinformation gefluteten Mainstreammedien nur noch verarscht werde steigt sie gleich voll ins Verstörungstheoretische ein. So wie bei allem anderen von einiger Relevanz, würden auch beim Thema Wolf nicht nur unerwünschte Informationen unterdrückt und zensiert, nein, auch vor klassischem FALSE FLAG schrecke man nicht mehr zurück! Und die karfreitägliche Wolfspassion von Leiferde, Landkreis Gifhorn, bei der ein abgetrennter Wolfskopf vor der NABU-Zentrale plaziert wurde, stinkt für Polly geradezu nach einem solchen! Zwar hätten die Schäfer und Weidetierhalter alle angesichts der ständigen Wolfsmassaker einen riesendicken Hals auf den Wolf – den, wie es dem DE grade einfällt, ein russisches Sprichwort übrigens als „grauen Gutsbesitzer“ bezeichnet, warum wohl? – wären aber zu so einer grausig-brutalen, noch dazu kriminellen und empfindlich strafbewehrten Tat, als die herzensguten Tierfreunde und braven Staatsbürger, die sie nun mal seien, dann doch nicht in der Lage. Das wäre ihnen sozusagen wesensfremd.
Nein, für einen solchen Akt des schieren Terrors brauche es andere Charaktere. Und POLLYS RASSIERMESSER schneidet die wuchernde Desinformation wie Butter, um des Pudels harten Kern freizulegen: Für so etwas benötige es Leute, die a) „Zugang zum Wolf“ hätten und b) brutal und skrupellos genug wären, um „DAS zu vollbringen“ (Vergl. KURTZ, „Apocalypse Now“). Man ahnt schon, auf was Polly hinauswill, und um diese Ahnung zu verstärken, schüttelt sie auch gleich die passende Anekdote aus dem Nähkästchen: So sei eine Frau anonym massiv bedroht worden, die den Verlust des Ponys ihrer Tochter meldete. Dieses war vom Wolf gefressen worden und die Frau bekam anonyme Drohungen von dem Kaliber, daß wenn ihre Anzeige zum Abschuß auch nur eines Wolfes führen würde, ihre Tochter des Nachts noch ganz andere Dinge zu fürchten hätte als Wölfe! Moderator Uwe Braun murmelt dann noch fragend ob sich das in NIEDERSACHSEN ereignet habe, da wäre die Wolfszene ja mittlerweile doch sehr extrem und der Erzähler fragt sich, ob es das Fintenuschi-Pony samt Tochter war, bei Gott, möglich wär’s, aber Polly antwortet nicht und ist schon weiter: An solchen Naturen, so Polly, herrsche im Lager der Wolfsschützer kein Mangel und eben deshalb seien die Wolfskopfabschneider von Leiferde in dieser Szene zu suchen und nicht bei den Schäfern und Weidetierhaltern.
Aber WARUM? Qui BONER? Wem nutzt es? Nun, laut Polly wären solche Taten in ihrer Grausamkeit für die Schäfer und Weidetierhalter eher kontraproduktiv, in dem sie deren Ansehen schadeten und dafür Sympathien für den Wolf und seinen Schutz generieren würden. Ein klassischer False-Flag also: man begeht einen Akt der Gewalt und des Terrors, dem man seinem Gegner in die Schuhe schiebt um diesen zu diskreditieren und dabei seinen eigenen politischen Zielen Legitimität zu verleihen: etwa Ausbau des Überwachungsstaates, Abbau von Bürgerrechten, Angriffs- und Raubkrieg anfangen usw. ihr könnt das Lied bestimmt auswendig mitsingen. Laut Polly sollte in diesem Fall also den Plebs signalisiert werden, daß die Schäfer und Weidetierhalter tatsächlich grobe Brutalos und Unholde im Schafspelz seien, wer sonst begehe eine solch schreckliche Tat an einem unschuldigen Tier, dem lieben Kuschelwolf, und das auch noch am KARFREITAG? Es sollte auf diese Weise einem Übergreifen des Unmuts von Tierhaltern und betroffenem Landvolk angesichts der immer unübersehbaren Segnungen der Wolfsrückkehr ein kräftiger Dämpfer verpaßt werden. Man habe nicht nur die entsprechend skrupellosen Schergen dafür, die Wolfsschützerszene sei zudem staatlich gepampert, die Wolfsbesiedlung Teil einer EU-Rewilding-Agenda, das Ganze also als STAATSTERROR anzusehen.
Nun, wie scharf ist hier Pollys Rasiermesser tatsächlich und wie sicher und integer die Hand, die es führt? Allein sein gelinde verschaftes Bild von Schäfern und Weidetierhaltern erweckt hier Zweifel. Überall da, wo der Wolfsschutz seine Verheerungen mit sich brachte, haben diese Leute zu robusten Maßnahmen gegriffen, um ihren Unmut Ausdruck zu Verleihen. Euer DE hat das hier in dieser Reihe zur Genüge thematisiert. Sollte Polly tatsächlich jene Bilder aus Italien nicht kennen, wo erboste Bauern schon mal tote Wölfe an Verkehrsschilder hängen oder aufgespießte Wolfsköpfe an öffentlichen Orten präsentieren? Gleiches hört man von Betroffenen aus Frankreich. Soll das jetzt alles genau so fake sein wie weiland der Anschlag auf den Bahnhof von Bologna? In den USA haben die rechtspatriotischen Kulturkrüppel und Trumper gar das schrecklichste Massaker der jüngeren Geschichtsschreibung an den Yellowstone-Wölfen angerichtet? BAD!!! Stecken da jetzt in Wahrheit „creepy Joe“ und sein verkommener MAP-Blag HUNTER (sic!) dahinter? Ah, apopos „Hunter“ – die Jäger läßt Polly ganz außen vor, und gerade unter diesen finden sich mitnichten nur Wolfsenthusiasten, dafür aber durch die Bank Leute, die mit dem Töten und Kopfabschneiden bei Tieren naturgemäß wenig Probleme haben. Man könnte also Polly mit einiger Berechtigung ankreiden, daß sie durch Weglassen lügt und mit Information genau so umgeht, wie sie es ihren „Widersachern“ vorwirft! Denn daß solch robuste Aktionen für Wolfsgegner, insbesondere betroffene Landbevölkerung/Tierhalter/ Jäger, zumindest nicht untypisch sind, sollte auch Polly nicht entgangen sein, schließlich stößt man bei der Recherche über die Wolfsthematik geradezu zwangsläufig auf entsprechendes Quellenmaterial.
Gaia frißt ihre Kinder
Und Polly treibt es weiter dolle, indem sie den Fall eines von einem Bären vernaschten „Joggers“ im Trentino in sein False-Flag-Desinfo-Wolfstruther-Szenario einbaut. Also dieser „Jogger“ wurde nun „vernascht“ und zwar im „wahrsten“ „Sinne“ des „Wortes“ „vernascht“: Schwere Verletzungen an Kopf und Hals, tiefe Krallenspuren und eine „tiefe Wunde am Bauch“ – die Pressemeldungen allesamt euphemistisch, Mann denkt sich seinen Teil. Laut Polly habe hier die Desinformation durch die staatliche EU-Propagandapresse schon damit begonnen, daß die Behauptung in die Welt gesetzt worden wäre, der „Jogger“ wäre aufgrund krankheitsbedingter Vorbelastung von alleine tot umgekippt und der später gutmütig vorbeischlendernde Bär habe sich halt einen Bissen gegönnt, wer will’s ihm verdenken? Natürlich erinnern sich die räächtsverhetzten NAZISCHWEINE unter den Lechzern und Hörern bei sowas sofort an deutsche Opfer orientalider Kopftreter, die durch entsprechende Gefälligkeitsgutachten als schon vorher quasi-tot einsortiert wurden, und sind entsprechend getriggert. Ja, Polly weiß schon, an welche Synapsen sie andocken muß!
Später jedoch, so Polly weiter, habe man zugeben müssen, daß der Beute-Hominide noch quicklebendig gewesen sei, als die Bestie über ihn herfiel. Der junge Mann habe gar, bereits verletzt und blutend, versucht, dem Vieh zu entkommen, indem er sich panisch durch die Büsche geschlagen habe, wie die Spurenauswertung ergab. Dieses hätte ihm jedoch gnadenlos hinterhergesetzt und auf Bären-Art zur Strecke gebracht. Für Polly endet die Geschichte hier jedoch noch lange nicht. Zwar sind derartige Bärenangriffe weltweit gut belegt und nachgewiesen, eine Bärendiskussion jedoch angesichts der Wolfslage in Deutschland nicht ganz so der Aufreger, auch wenn es gut zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Sinn und Unsinn der Wideransiedlung von Großraubtieren, also Freßfeinden von Homo sapiens, in europäischen Kulturlandschaften passen würde. Polly paßt es jedenfalls nicht in seine Theorie von der Wolfsverschwörung, also macht er es passend. Da im Trentino nicht nur Bären, sondern auch Wölfe ansässig sind, mutmaßt er auch hier die große Lüge. Ohne irgendwelche weiteren Indizien als dem Umstand, daß man einfach überall verarscht würde und nichts mehr glauben dürfe außer Pollys Weisheiten, stellt die Dicke den ungeheuerlichen Verdacht in den Raum, daß das gar nicht so klar sei, daß hier ein Bär der Täter gewesen sei und man hier mit einiger Wahrscheinlichkeit versuche, die tatsächliche Täterschaft von Wölfen zu verschleiern! Ja, was habe man denn davon, fragt Uwe Braun. Die Antwort ist für Polly sonnenklar: Man wolle die Bevölkerung beschwichtigen! Bei einem Bären als Täter wäre die Lösung einfach: das betreffende Tier müsse nur ermittelt und „entnommen“ werden und damit sei Genugtuung hergestellt und das Problem als bedauerlicher Einzelfall im Grunde gelöst. Beim Wolf habe man es aber immer mit einem Rudel zu tun, da könne man nicht so einfach einen Schuldigen präsentieren, „da hat man überhaupt keine Chance!“ so Polly. Infolgedessen würde bei einer Wolfsattacke der entflammte Haß weiter angefacht und sei nicht mehr so leicht unter Kontrolle zu bekommen, weshalb hier ein Bär den Sündenbock spielen und geopfert werden müsse.
In der Tat wurde in den Fällen der wenigen tödlichen Wolfsattacken in der westlichen Welt in neuerer Zeit, etwa im Falle Candice Berner oder Kenton Joel Carnegie, von Seiten der Wolfsschützer gerne versucht, dies anderen Raubtieren zuzuschieben – verwilderten Hunden, Pumas, Wolverines und eben auch Bären. Wobei gerade letztere immer wieder Opfer fordern aber dennoch, zumindest in den USA, „irgendwie“ etabliert sind und ein insgesamt positiveres, weniger kontroverses „Teddy“-Image haben als Wölfe, die selbst in Reservaten wie Yellowstone gnadenlos ausgerottet worden waren. Und auch Polly scheint sich dies für seine Wolfsverschwörung zunutze zu machen, in dem er eine Geschichte konstruiert, in der der tapsige Teddy das Unschuldslamm und den Sündenbock abgibt, während der böse Wolf ungeschoren davonkommt. Also passend für die Stimmung in Täuschland, wo die Wolfslage, trotz fehlender Menschenrisse, durchaus eine gewisse Dynamik und Dramatik aufweist, wohingegen die Sache mit dem „Problembären“ „Bruno“ doch geraume Zeit her ist und sich seitdem nicht viel Bäriges getan hat.
Ach, apopos „Bruno“: Laut hochseriöser FAZ vom 14. April des laufenden Kriegs- und Seuchenjahres war der Mankiller-Bär tatsächlich eine Bärin namens „Gaia“, dabei keine Geringere als Brunos Schwester und somit Angehörige einer „problematischen Bärenfamilie“, wie die FAZ titelte. Neben Bruno seien noch weitere Brüder von Gaia als „Problembären“ der Natur per Kugel entnommen worden:
Bruno (oder „JJ1“) und Gaia hatten auch einen Bruder, „JJ3“. Er wurde 2008 im schweizerischen Graubünden erlegt, nachdem er seine Nahrung immer öfter in Siedlungen gesucht hatte. Verschiedene abschreckende Maßnahmen, um ihn fern zu halten, hätten nichts genutzt. Dazu können der Beschuß mit Gummischrot, Warnschüsse, andere Warnlaute oder die Hatz mit Hunden gehören.
Es gibt zudem einen weiteren Bruder, „JJ2“ oder Lumpaz, er gilt seit mehreren Jahren als verschwunden. Gerüchte aus Südtirol besagen, daß er gewildert wurde. Die Eltern sind slowenische Braunbären namens Jurka, ein 1997 geborenes Weibchen, und Joze. Jurkas Leben in der Wildnis wurde 2007 beendet, sie hatte ihre natürliche Scheu vor Menschen verloren. Danach wurde sie im Graben eines italienischen Franziskanerklosters eingesperrt. 2010 kam sie in den alternativen Wolfs- und Bärenpark Schwarzwald in Bad Rippolsau-Schapbach, wo sie heute noch lebt.
Und während wir uns noch fragen, inwieweit die Alpen tatsächlich eine „Wildnis“ und nicht etwa eine Jahrtausende alte Kulturlandschaft sind, ob das geschilderte Verhalten überhaupt irgendwie außergewöhnlich, sondern vielmehr bärentypisch ist, während die Rede von einer „natürlichen Scheu“ natürlich von jeher eine beschwichtigende Hohlfloskel war, läßt die FAZ dann vom Experten eine Erklärung für „problematisches Verhalten“ und den wahren Schuldigen präsentieren, natürlich die Bestie Mensch:
Christopher Schmidt, Sprecher der für den Bärenpark zuständigen Stiftung, hat eine Erklärung für das Verhalten der Tiere: „Sie wurden alle in jungen Jahren von Menschen angefüttert. Ein normaler Bär hält sich auf Distanz. Dies ist dann nicht ehr der Fall“, sagt er. Auch im Trentino seien Bären von Hoteliers gefüttert worden, weil das die Gäste angezogen habe. Das italienische Forstministerium habe davor gewarnt.
So einfach ist das also. Der Gast weiß es zu schätzen, wenn zentnerschwere Apex-Prädatoren ums Hotel streichen und füttert die Teddys letztlich eben mit sich selbst! Dabei sind doch Braunbären*innen eigentlich zu 75% Veganer:innen, wie uns ARD/“Mediengruppe Funk“ aufklären, aber die 25% können es eben auch in sich haben.
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Ach ja, und natürlich wäre auch Gaia schon mehrfach „auffällig“ in Erscheinung getreten. So habe sie bereits 2020 zwei Wanderer verletzt, worauf der Befehl erging, die Bestie zu fangen und einzusperren. Dieser wurde jedoch von einem Verwaltungsgericht aufgehoben und die bereits gefangene Gaia wieder in die Freiheit entlassen. „Mama Bear“ habe habe ja nur ihre Kleinen schützen wollen. Süß!
Jetzt wurde es aber wirklich ernst für Gaia! Nach dem Konsum des 26-jährigen „Joggers“ Andrea Papi sollten drei als problematisch bekannte Bären im Trentino abgeschossen werden! Also uns‘ Gaia und nochmal zwei! Enes davon, „M15“, hätte erst am 5. März einen Wanderer, der mit Hund unterwegs war, angefallen und an Kopf und Arm verletzt. 40 Förster mit Hunden seien derzeit in der betroffenen Region unterwegs, weiß die FAZ, aber die Jagd wäre nicht leicht, da ein Sendehalsband mit Funkverbindung nicht mehr funktioniere. Vermutlich sei die Batterie leer. Puuuh, alles andere wäre ja auch schwer UNFAIR!
Und, nochmal Puuuh, schon einen Tag später, am 15. April, meldet die FAZ ENTWARNUNG: „Bärin darf leben!“
Man muß es sich auf der Zunge zergehen lassen:
Ein italienisches Gericht habe den Abschußbefehl für die „Problembärin“ J14 in der norditliensichen Provinz Trentino ausgesetzt. Das Verwaltungsgericht der Provinz habe der Berufung stattgegeben, die Tierschutzvereine gegen den Abschußbefehl des Regionalpräsidenten Maurizio Fugatti eingelegt hatten. Dies sei einem Dekret zu entnehmen, das am Freitag veröffentlicht worden wäre. Demnach werde es am 11. Mai eine Anhörung vor dem Gericht in Triest geben. Der Tierschutzverein LAV habe das Dekret des Gerichts folgendermaßen kommentiert:
Die Bären und Bürger des Trentino haben das Recht, in Frieden zusammenzuleben!
Es bleibe abzuwarten, so die FAZ lakonisch, ob die Bärin das auch so sehe. Einfangen dürfe man sie laut Gericht IMMERHIN noch.
Und das alles nur, um vom bösen Wolf abzulenken! Polly, du hast Ahnung. Echt. Gibt es dir nicht zu denken, daß das transatlantische Schmierblatt FAZ hier glaubwürdiger ist als du?
Den Namen Gaia bekam das Fellmonster übrigens von einem ehemaligen italienischen Umweltminister verpaßt. Ursprünglich die Bezeichnung für eine altgriechische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin, wurde, im Rahmen der „Tiefenökologie“ und des zeitgenössischen, quasi-religiösen Öko-Hypes, unsere Erdkugel auf diesen Namen getauft. Federführend hierbei James Lovelock mit seiner Gaia-Hypothese. Laut dieser ist Mutter Erde tatsächlich ein Lebewesen und der Mensch, wenn nicht dessen Krebs oder Krätze, so zumindest auch nur Teil der Nahrungskette, in die er sich demütigst einzufügen habe. Mutter Gaia gebiert und frißt nun mal ihre Kinder und ihr zähnestarrendes Maul ist mit Blut und Sperma verschmiert, fragt mal die exzellente Camilla Paglia. Insofern bleibt alles in der Familie, „Circle Of Life“ und so, die übliche Schönfärberei hierzu hat übrigens mehr als nur eine kleine Prise Disney in sich.
Anbei noch eine Youtube-Empfehlung. Der DE ist schon länger Folger der Lesungen des Youtubers BOB GYMLAN. Dieser Dozent an der Youtube-University hat sich vornehmlich der „Kryptozoologie“ verschrieben, behandelt aber auch andere TIERische Themen. Obgleich er den DE mitnichten von der Existenz seines, Gymlans, Lieblingskryptiden, Bigfoot, zu überzeugen vermochte, empfindet dieser Gymlans Lesungen als überwiegend unterhaltsam, bildend und sogar spannend. So insbesondere jene über anderthalbstündige Abhandlung jenes Grauens, welches ein menschenfressender Ussuri-Braunbär Anfang des 20 Jahrhunderts über die japanische Großinsel Hokkaido brachte:
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Die Illustrationen und derartige Bildergeschichten überhaupt mögen nicht jedermanns Ding sein. Aber es ist wirklich gut erzählt, detailreich und mit historischen Hintergründen. Vor allem bringt Gymlan den nackten Horror dieser Geschehnisse zum Ausdruck, also genau das, was der bambifizierte Zeitgeist zu vermeiden trachtet. Und er zieht ein pessimistisches Fazit, was die „Koexistenz“ von Hominiden mit ihren Freßfeinden betrifft (wobei er allerdings über Wölfe eine eher „zeitgeistige“, aber auch interessante Lesung gehalten hat), was er mit einem aktuellen Fall aus Tansania unterstreicht: Eine Löwin habe dort eine Gruppe von vier Jungen angegriffen und drei nacheinander gerissen. Der Vierte konnte sich auf einem Baum in Sicherheit bringen und überlebte. Da er aber alles mit ansehen mußte, erlitt er ein schweres Trauma, das voraussichtlich nie heilen wird. Diese Löwin, die gelernt habe, daß Menschen eine leichte Beute sind, habe man nicht etwa erschossen, vielmehr sei sie eingefangen und an einem anderen Ort wieder freigelassen worden. Was? Es gibt genug Neger, aber zu wenig edle Löwen? Leckt mich am Arsch!
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