Original von James O‘ Meara in „Counter Currents“, erschienen am 03. August 2016, demütig übersetzt von B-Mashina.
„Völker welche ihre Sprache und ihre Musik verlieren, hören auf, als kulturelle und nationale Entitäten zu existieren und tragen nicht mehr weiter zur Weltkultur bei.“ — Alain Daniélou
“All unsere Harmonie ist nur eine gotische und barbarische Erfindung, die wir nie angenommen hätten, wenn wir feinsinniger gegenüber der wirklichen Schönheit von Kunst und von wahrhaft natürlicher Musik gewesen wären.” – J.-J. Rousseau
Alain Daniélou war nur einer von jenen echten traditionalistischen Größen, von denen bekannt ist, dass sie tatsächlich auf traditionelle Weise in einer wirklich traditionellen Gesellschaft lebten: Von 1932 bis 1963 lebte Daniélou in Indien, oftmals in einem silbernen Airstream-Wohnwagen gemeinsam mit seinem langzeitigen Gefährten, Raymond Burnier,[1] durch die ländlichen Dörfer ziehend. Wie Jaques Cloarec in seinem Vorwort zu dem Buch unter dem Titel „The Mleccha’s Exercise Books“ anmerkte, war sein Status der eines Mlecca oder „Barbaren“, die Bezeichnung für jeden, der nicht im heiligen Land Indien geboren und somit in die circa 80% der Bevölkerung assimiliert wurde, die der Shudra-Kaste angehören.[2] Wie er ebenso anmerkt, wirkte dies nicht als eine „Barriere für das Wissen“, und Daniélou studierte traditionelle Kosmologie und Metaphysik ebenso wie das vīṇa (oder veena) bei einigen rennomierten Pandits [indische Bezeichnung für (religiöse) Gelehrte, d. Ü.], und wurde schließlich in den Hinduismus initiiert (unter dem Namen Shiva Sharan).
Obwohl er die Unabhängikeit favorisierte, stellte er sich gegen die heftigen Angriffe auf die Hindu-Tradition, die von der westlich ausgerichteten neuen Regierung lanciert wurden,[3] und kehrte nach Europa zurück um dem Westen das „wahre Gesicht des Hinduismus“ zu zeigen. Während dieser Zeit,
indem er Konzerte für die großen Musiker Asiens organisierte und Sammlungen von Aufzeichnungen traditioneller Musik unter der Schirmherrschaft der UNESCO veröffentlichte, spielte er eine maßgebliche Rolle bei der Wiederentdeckung asiatischer Kunstmusik durch den Westen. Für Künstler wie den Violinisten Yehudi Menuhin oder den Sitaristen Ravi Shankar war seine Arbeit ausschlaggebend, dafür, Indiens klassische Musik nicht nur als Volksmusik wahrzunehmen, sondern als großartige und meisterliche Kunst, auf dem selben Niveau wie westliche Musik.[4]
Wie Jean-Louis Gabin in seinem einleitenden Kommentar, „Alain Daniélou und die musikalische Wiedergeburt“, betont, brachte Daniélou in seinem Leben und seiner Arbeit „in großartiger Klarheit“ ein „Ideal von … natürlichen Einflüssen und wechselwirkenden Neuinterpretationen im Genius jeder Kultur, gegen die standardisierende Maßeinheit dessen, was man heutzutage als Globalisierung bezeichnet“, zum Ausdruck.
Gegen diese naive und implizit hegemonielle Standardisierung[5] setzte Daniélou die wahre „Vielfalt“, begünstigt durch die traditionalistische Geisteshaltung, „eine aktive Toleranz des neugierigen Vergnügens, des Verstehens anderer Systeme, des Durchdringens von deren Logik und des Lernens, ihre Schönheit wertzuschätzen. Er geht sogar so weit, das M-Wort zu benutzen:
Die alte Welt war multikulturell. Der Beitrag einer Zivilisation zu einer anderen fand, wie der Handel, auf gleicher Höhe statt, die Hindus beschäftigten griechische Handwerker, die Chinesen genossen burmesische Orchester und die Mongolen beeinflussten die persische Kunst.
Genau wie sein traditionalistischer Kollege René Guénon gegen den künstlichen synkretistischen Denkansatz bezüglich der Religion wetterte und die wirkliche traditionalistische Verfahrensweise der Einigkeit von oben – von jemandem, der eine Tradition bis zu ihrem Kern oder ihren Höhen durchdringt und von dort aus in der Lage ist, die Ähnlichkeiten anderenorts zu bemerken[6] dagegenstellte, so verglich Daniélou jene, die westliche Musik „an Verkalkung und Intellektualismus sterben sahen“ und versuchten, sie durch „dekorative Anleihen“ wiederzubeleben, mit „einem Kind, das die Klänge einer Sprache imitiert, die es nicht versteht.“
Als die westliche Welt mit ihrem – wahrhaft barbarischen – Programm fortfährt, der Welt zu „helfen“, in dem überall die bürgerliche musikalische Form des neunzehnten Jahrhunderts zwangsweise eingeführt wird, fragt Daniélou, ob
Wir halbbewußte Beteiligte an einer Unternehmung sind, musikalische Sprachen zu zerstören, welche – sogar für uns selbst – eine zukünftige Quelle der Bereicherung und Erneuerung sein könnten. Bedeutet dies, dass wir, unterbewußt und kollektiv, nicht an die Zukunft glauben?
Das selbstgefällige Gefühl der Globalisierer, „auf der richtigen Seite der Geschichte“ zu stehen, verdeckt die Wahrheit, dass diese vermeintlichen „Futuristen“ diejenigen sind, die die Aufgabe, ihren Kindern eine Welt der Vielfalt zu hinterlassen, zurückweisen und impotent der Zukunft huldigen:
Tradition ist zwangsläufig die Grundlage, auf der sich Innovationen entwickeln können. Veränderung, wenn sie aus dem Verlust von Tradition resultiert, ist in der Mehrzahl der Fälle eher ein Verlust als ein Gewinn.
Das sind die Worte – nachgedruckt hier in Kapitel fünf – die Daniélou wagte, bei einem Kongress in Moskau im Jahr 1971 hervorzuschleudern, als, wie Gabin bemerkte, „der Großteil der westlichen Intelligenzia aktiv die Sowjet-Ideologie protegierte [im Namen des] Schaffens der ’strahlenden Zukunft‘ „. Nach 1989 wandten sie sich genauso stark oder stärker der gegenwärtigen neo-kon/neo-liberalen „Intelligenzia“ zu.
Für viele Leser mag es schon seltsam erscheinen, dass Musik, ein „trivialer“ Bereich der Kultur, solche politischen Reflektionen provozieren sollte. Aber Daniélou geht sogar weiter; er wiederholt das „was Plato, Pythagoras oder die indischen Theoretiker niemals aus dem Blick verloren: den Fakt das Musik eng mit der Metaphysik verbunden ist,“ und dass sie „ebenjene Prozesse der Offenbarung reflektiert und ausdrückt.“
Dementsprechend taucht Daniélou hier in seinem ersten Essay, „Der Ursprung von Heiliger Musik“, den Leser direkt in das Herz der Metaphysik:
Wie von allen Philosophen der Antike verkündet, ob Hindu, Grieche, Ägypter oder Chinese, ist es der unartikulierte Klang – und die Formen der Musik im Besonderen – wo wir den offenkundigsten Schlüssel zu Symbolen und zu Mitteln der Kommunikation mit dem Übernatürlichen[7] finden werden, da Klang die abstrakteste unserer Wahrnehmungen und musikalischer Klang die abstrakteste Form des Ausdrucks über Klänge ist.
In der Musik können wir numerische Verhältnisgrößen direkt wahrnehmen … In der Tat, Beziehungen, Harmonien scheinen die einzige grundlegende Realität aller Materie und Erscheinung zu sein. Ob jetzt Atome oder Sternensysteme, die Formation von Kristallen oder die Entwicklung von Lebewesen, alles lässt sich zurückverfolgen auf die Relation von Kräften, die durch proportionale numerische Daten ausgedrückt werden können. Die Mechanismen unserer Wahrnehmungen oder unserer emotionalen Reaktionen, gewohnt, die äußere Welt wahrzunehmen und auf sie zu reagieren, folgen gezwungenermaßen parallelen Gesetzen. Auf einer solchen Grundlage kamen Hindu-Philosophen zu dem Schluß, dass Materie und Gedanke identisch sind, die Welt ein göttlicher Traum, wahrgenommen als Realität, und Materie bloße Erscheinung ist.
Klangstrukturen, in denen physische Schwingung emotionale Empfindung und Denken wiedervereinigt, sind also das stärkste Werkzeug für die übernatürliche Welt jenseits der Wahrnehmung, um sich selbst zu manifestieren und gleichzeitig die Hilfsmittel, durch welche der Mensch sich der übernatürlichen Welt bewusst werden und in diese integriert werden kann.
Musik ist in der traditionellen Sichtweise, die Daniélou repräsentiert – wegen ihrer Verbindung zu sowohl der Natur der Realität (Schwingung) als auch dem korrespondierenden Effekt auf unsere Seelen (Gestimmtheit), mehr als ein ästhetisches Vergnügen: sie erzieht und verfeinert die Seele.
Modale Musik hat, dank ihrer Struktur von Intervallen, eingeführt in Beziehung zu einem festgelegten Modus, eine tiefe, psycho-physikalische Wirkung, während mentale Konzentration auf die Strukturen eines Modus als eine der wirkmächtigsten Formen der Meditation gilt.
Was hinduistische, persische und griechische Musik mit Modi erreicht, schaffen die Balinesen mit kontrapunktischen Formen und afrikanische Kulturen durch „komplexe Polyrythmik“ („Magic and Pop Music“). Dies blieb lange vergessen im modernen Westen, wo, „bei aller Kultiviertheit, europäische Polyphonie völlig ungeeignet ist, hypnotische Zustände zu bewirken, wie sie die komplizierten afrikanischen Rythmen erzeugen, oder die Bewußtseinszustände, die durch indische Rāgas geschaffen werden“[9] („Tradition and Innovation in the Various Musical Cultures“) und „eine Mozart-Sonate kann keinen bedeutenden oder dauerhaften Effekt beim Heilen von Krankheiten oder der Verbesserung der Milchleistung einer Kuh erreichen. Ihr einziger Wert besteht in Unterhaltung und Zeitvertreib.“ („The Magic of Sound“).
Da tatsächliche Musik auf ein tatsächliches menschliches Bedürfnis antwortet, kann sie nicht lange unterdrückt werden.
Jazz, Pop und Beat repräsentieren alle die Wiederkehr einer ganzen Kultur, hin zu einer anderen Werteordnung, zur Partizipation in einer unsichtbaren, aber realen Welt, welche die Logik der Erscheinungen vor uns zu verbergen neigt. [11]
Bedeutet das, dass Daniélou von uns erwartet, aufzugeben, was in Europa über mehrere Jahrhunderte hinweg die westliche Konzeption von Kunst war? Keinesfalls.
Es waren die Barbaren, die die Götzen verbrannten. Wir müssen diese Kunst als ein historisches Phänomen betrachten, wie eine abnorme, zeitlich begrenzte Blütezeit. Das Zeitalter von Europas klassisch-romantischer Musikkunst ist jetzt vorbei, und so lange in modernen Experimenten nur neue Formen gesucht werden und man sich nicht auf die eigentliche Ursache für die Existenz von Musik[12] zurückbesinnt, werden diese ein Anhängsel der klassischen Kunst und zum Scheitern verurteilt bleiben.
Im Gegensatz dazu erlauben die besagten „Jazz, Pop und Beat“ uns „die grundlegende Basis zu erkennen, die neues Leben in die musikalische Kunst bringen kann.“[13]
Es muss gesagt werden, dass Daniélou inkonsistent, anderenfalls von seiner Logik oder Rhetorik zu unhaltbaren Positionen getrieben sein kann. Dies ist nicht nur ein Resultat daraus, dass dieses Buch eine Sammlung von ursprünglich unzusammenhängenden Essays darstellt, da dergleichen im selben Artikel auftreten kann. Zum Beispiel in „Tradition and Innovation“, genau vor diesem Zitat über die „völlig ungeeignete“ Polyphonie lesen wir:
keine bekannte Sprache ist wirklich besser als eine andere, oder mehr entwickelt. Jede Sprache hat ihre Vorzüge und Raffinessen. Das selbe gilt für Musik. Kein System ist einem anderen gegenüber vollkommen überlegen. Jedes eröffnet Möglichkeiten, die andere nicht besitzen.
Und zu Beginn des Essays:
Es gibt keine bekannte gesprochene Sprache, die keinen hohen Grad an Entwicklung aufweist und nicht die Kommunikation der abstraktesten Konzepte erlaubt. Wenn eine Sprache eine andere ersetzt, geschieht dies nicht, weil die neue besser ist, sondern einfach nur deshalb, weil sie zu einer politisch mächtigeren Gruppe gehört.
Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Womit ich nicht sagen will, dass es nicht tiefgründig und bedeutend ist. zum Beispiel erinnert mich der nächste Absatz an Heidegger oder Spengler: „Jedes System hat seine eigenen Ziele, verbunden mit einer besonderen Lebensphilosophie und ist unersetzlich als ein Mittel des musikalischen Ausdrucks.“ Es klingt wie Heidegger, aber würde Heidegger sagen, dass jede Sprache das gleiche Fortschrittsniveau aufweist? Ich glaube mich zu erinnern, dass manche Gespräche über Philosophie sich nur in Griechisch oder zumindest Deutsch führen lassen.[14]
Ich denke, Daniélou ist ständig dabei, das hegemonische zu attackieren, oder wenigstens immer bereit, den „kleinen Mann“ zu verteidigen, der bewundernswert ist, besonders zu seiner Zeit, als jeder, die indische Regierung eingeschlossen, geschäftig dabei war, alles was als „rückständig“ wahrgenommen wurde, auszurangieren. Hier, so erscheint es mir, wurde er von seinen irenischen Impulsen mitgerissen.
Auf was er hier wirklich herauswill, ähnelt mehr Spengler; mehrere große musikalische Traditionen, wie Spenglers Hauptkulturen, gleich entwickelt aber unvereinbar.[15] Das „negative Gegenstück“ zu Spenglers Auffassung der Kulturen war, nach Evola, die sich daraus ergebende „Umarmung von Pluralismus und historischem Relativismus.“ Im Gegensatz dazu betonte Evola den positiven Wert des Sehens, nachdem Spengler die Idee von einem voranschreitenden Weg der Geschichte als grundlegender „essentieller Dualität“, welche zwischen traditionellen und modernen Zivilisationen liegt, als Ganzes entsorgt hatte. [16]
Und das ist die essentielle Dualität die Daniélou wieder und wieder unmissverständlich klar macht. Zum Beispiel hören wir in „Modal Music and Harmonic Music“ dass „die neuen musikalischen Elemente, die vor vielen Jahrhunderten von den Moslem-Invasoren mitgebracht worden waren, erfolgreich von der alten Hindu-Musik Nordindiens assimiliert wurden“ weil sie zu einem „System, der indischen Musik sehr ähnlich“ gehörten und „ihre Assimilation deshalb keine großartigen Schwierigkeiten bereitete“. Im Gegensatz dazu „ist der Riss zwischen [moderner] westlicher und indischer Musik … ein sehr tiefer, der für viele unüberbrückbar erscheint.“
Tatsächlich scheint sich Daniélou zuweilen sehr der Idee zuzuneigen, dass da kein Riss, sondern vielmehr ein Abgrund besteht:
Indische Musik ist wirklich eine Form von Magie, in welcher die Wiederholung von bestimmten Klang-Verbindungen zu einer festgelegten Tonlage auf die Hörer einwirkt und diese auf eine Emotionsstufe bringt die in jedem anderen System ziemlich unbekannt ist. Harmonische Musik ist beschreibend und architektonisch[17] aber hat keine solche Kraft. Es ist tatsächlich so, dass die zwei Künste so unterschiedlich sind, dass es irreführend ist, beide mit dem selben Namen zu bezeichnen.
Zeitgenössische Diskussionen über „Paradigmen“ (Kuhn) und „Episteme“ (Foucault) und was sonst noch alles haben das selbe Problem: ab einem gewissen Punkt führt die aufgeregte Diskussion über unvergleichbare Perspektiven zu dem Argwohn, dass wenn man sie überhaupt nicht vergleichen kann, sie tatsächlich ohnehin nicht die gleichen Dinge sind.[18]
Die erste Hälfte der Sammlung, interteilt in The Origins of the Musical Languages und Tradition and Modernity enthält die lesenswertesten und direktesten Essays. Die zweite Hälfte, The Sources of the Future, klingt verheißungsvoll, ist aber voll von ziemlich trockenen Abhandlungen wie „Comparative Musicology: Principles, Problems, Methods,“ „Elements of the Formation of scales,“ „Categories of Intervals or Shruti-Jatis“ und anderen würdigen Themen.
“Mantra: Principles of Language and Music” jedoch ist eine Rückkehr zur Form, eine bravouröse Untersuchung von allem in Begrifflichkeiten von allem anderen – das ist Metaphysik:
Die sich überlappenden Dreiecke, die wir Salomons Siegel nennen, repräsentieren die Vereinigung der Gegensätze, die Vereinigung der Geschlechter, so wie es das Kreuz tut, dessen vertikale Linie das Symbol des Feuers ist, des männlichen Prinzips, und dessen horizontale Linie Wasser repräsentiert, das weibliche Prinzip. In der Musik korrespondiert zum Verhältnis von G (Verteilungsschlüssel 3/2) und von F, dem weiblichen Symbol (Verteilungsschlüssel 2/3).
Gut, entweder man mag so Zeug oder nicht, und regelmäßige Leser werden wissen, dass ich eine Schwäche für manche symbolischen Übereinstimmungen habe.
Die Parallelen zwischen den verschiedenen Aspekten der sichtbaren Welt zu studieren, bereitet den Weg für die Kommunikation, durch die magische Kraft von Klang,[19] Gebärde und Symbol, mit den verschiedenen Zuständen des Seins, mit der Menschheit als auch zwischen den Menschen, den Geistern und den Göttern. Wir können hinter die Barriere der Sinne treten und auf dem Grund unseres Selbst jene transzendente Wirklichkeit erreichen, die das essentielle und höchste Ziel des Yoga ist.[20]
Vervollständigt wird das Buch durch sehr interessantes Material aus anderen Händen. Christian Braut unterweist uns in der Semantic, einem elektronischen Istrument, das Braut – auf Daniélou’s Initiative – entwickelt hat um Musikern die 52-Tonskala zugänglich zu machen, die Daniélou selbst als natürliche („basierend auf simplen ganzzahligen Frequenzverhältnissen wie man sie in den wesentlichen Obertönen der meisten Klänge findet“) Alternative zu dem unwideruflich fehlerhaften gestimmten System entwickelte. Harry Partch lebt![21]
Jaques Cloarec steuert eine „Brief Biography“ bei. Daneben gibt es auch eine Bibliographie, beziehungsweise etwas, das sich „Alain Daniélou’s Musical and English Bibliography“ nennt, unterteilt in „Music,“ „in French,“ About India“ und „Others“[22] – eine Discographie und Quellenanmerkungen – oder „Origin of the Texts Forming this Book.“ Obwohl etwas sonderbar betitelt, sind sie alle voller Information und feinsäuberlich in einem leicht lesbaren Format angelegt. Für einen Index wäre man allerdings auch dankbar gewesen.
Sehr zu empfehlen für alle, die sich für Kultur, Multikulturalismus und den metaphysischen – ich wage zu sagen metapolitischen – Kontext von beidem interessieren.
Anmerkungen
1. Guénon verbrachte natürlich seine letzten Jahre in Kairo, aber das war mehr ein Ruhestand. Interessant für jene, die seien Umarmung des Islams betonen: Er wollte nach Indien gehen, aber die Reisebeschränkungen der Kriegszeit hinderten ihn daran. Er fragte Daniélou, ob dieser nicht seine diplomatischen Kontakte nutzen könnte, um die Briten dazu zu überreden, ihm ein Visum auszustellen, wurde aber zuückgewiesen. Mehr über Daniélou’s Leben in seiner faszinierenden Autobiographie, The Way to the Labyrinth: Memories East and West (New Directions, 1987).
2. So wie sich die meisten Weißen Nationalisten selbst nicht nur als rassische Patrioten, sondern als Angehörige der besten Rasse sehen, vermute ich, dass sich die meisten Traditionalisten als weise Brahmanen betrachten.
3. So wie die Anhänger von Ghandi, der, seinem heiligenmäßigen Ruf zum Trotz, nach Daniélou’s Erfahrungen im wesentlichen so etwas wie ein Taliban-Fanatiker war.
4. “Alain Daniélou. A Brief Biography” von Jacques Cloarec, im besprochenen Buch.
5. Vergleiche meinen Artikel über klassische Musiker und den Brexit, “‘I’d Like to Teach the World to Sing . . . Or Else’: Britons Break Bad,” hier. Daniélou schreibt dass „die Tatsache dass das harmonische Phänomen als die einzige Form musikalischer Entwicklung akzepiert und mit einer unangefochtenen Vorstellung von „Fortschritt“ gleichgesetzt wurde ist psychologisch sehr merkwürdig, verbunden mit dem gesamten Komplex westlicher Domination, welche ihre Rechtfertigung einem fehlerlosen Dogma zu finden versucht. Was auch immer auf einer religiösen, sozialen, ethischen oder künstlerischen Ebene nicht westlichen Doktrin entspricht, kann nur barbarisch sein. Konsequenterweise wurde es zur moralischen Pflicht des europäischen Missionars, Soldaten, Abenteurers oder Komponisten, Menschen, die bis dahin unter Obskurantismus lebten, Fortschritt zwangsweise aufzuerlegen oder sie sogar in ihrem eigenen Interesse zu vernichten.“ Kapitel Acht, „Harmonic Aggression“.
6. Vergleiche “Concerning the Traditional Method” in Evola’s The Mystery of the Grail.
7. Gemeinhin “übernatürlich,’ obwohl tatsächlich vollkommen natürlich, nur verborgen und verleugnet von den herrschenden epistemologischen Paradigmen; vergleiche Jason Reza Jorjani, Prometheus & Atlas (Arktos, 2016).
8. Neben anderen natürlich; vergleiche Jorjani, op. cit.
9. „Das ist so weil in harmonischer Musik Melodie aus Notwendigkeit heraus sehr dürfig, Modus nicht vorhanden und Rythmus zu hochgradig simplifizierten Formen reduziert ist, da Accorde Zeit brauchen, um wahrgenommen zu werden und deshalb untereinander jeder rythmischen Komplexität entbehren.“ – „Modal Music and Harmonic Music.“ Leser, die das bezweifeln sollten sich daran erinnern, dass „sogar Musiker, die in einem System geübt sind, unfähig sind, das andere zu verstehen. Sie hören einfach nicht das wesentliche der Musik und erfassen nur ihre künstliche Form.“ – „Can Harmony be Introduced in Indian Music?“
10. Ich vermute, mit „Beat“ ist das gemeint, was wir Rock oder Rock`n´Roll nennen; merkwürdigerweise verachteten die amerikanischen Beatniks solcherlei zutiefst als kommerziell und konformistisch, bevorzugten Jazz, sollange er von der Bop-Sorte war, so wie Charlie Parker, über den Kerouac enthusiastisch schrieb. Es scheint wegen „The Beatles“ ein beliebter Begriff in Europa und dem Vereinten Königreich gewesen zu sein. Evola verweist ebenso auf „Beat Mädchen“. Während Evola mit Daniélou dahingehend übereinstimmt, dass „Beat“ ein Symptom des Scheiterns der klassisch-romatischen Musik darstellt, ist er weit weniger enthusiastisch was dessen Auswirkungen auf Weiße betrifft, sieht ihn als rein negroid an. Vergleiche „Modern Music and Jazz“ in Ride the Tiger.
11. Die „Logik der Erscheinung“ ist mehr die tote Welt der Fakten, von dem „was ist“, den „Zeichen“, nach denen die Pharisäer suchten, als die Welt des Glaubens, die mit der Gewißheit dessen arbeitet, was nicht zu sehen ist. Vergleiche zum Beispiel solche Neugeist-Autoren wie Neville Goddard; etwa Feeling is the Secret, editiert mit einem Nachwort von mir selbst, Amazon Kindle, 2016.
12. Colin Wilson diagnostizierte die Sterilität – und Unpopularität – von moderner Musik als Resultat davon, neue Sprachen zu erschaffen ohne etwas zu sagen zu haben; vergleiche sein Chords and Dischords. Ich würde behaupten, dass Harry Partch eher dem Anspruch gerecht wird, nach der Essenz der Musik zu suchen, als nur neue Formen zu kreieren. Vergleiche „Harry Partch, Wild Boy of American Music,“ hier und nachgedruckt in The Eldritch Evola…& Others (San Francisco: Counter-Currents, 2014). Daniélou führt John Cage als Beispiel für Letzteres an und Partch verachtete Cage und alle anderen „Avantgarde“-Poseure.
13. “Magic and Pop Music.”
14. Daniélou’s Gegenüberstellung der musikalischen Simplifikationen des gestimmten Systems mit der Fülle ähnlich klingender Konsonanten im Sanskrit legt nahe, dass er Sanskrit als eine brauchbarere Sprache angesehen haben könnte als Griechisch oder Deutsch.
15. Ich vermute, mehr nordamerikanische Leser wären perplex, wenn Spengler Mittelamerika in seine Schlüsselkuturen einschließt, aus Gründen, die Daniélou artikuliert: „Dieser Teil von Amerika welchen wir, als gute Kolonialisten weiterhin „Lateinisch“ nennen, hat mehr als jeder andere Region unter europäischen Invasionen gelitten. Seine Bewohner verloren selbst ihren Namen und werden wegen eines Geographie-Fehlers der Conquistadoren Indianer genannt. … Die ganze Zivilisation [wurde] durch die Invasoren verachtet und degradiert. ..Sie wurden aus dem Kulturerbe der zivilisierten Völker ausgeschlossen.“ – „Harmonic Aggression.“
16. Vergleiche The Path of Cinnabar (Arktos, 2009), pp. 203-04.
17. Mein erster Gedanke, beschreibend: R. Strauss; architektonisch: Bruckner.
18. Dies nahm ich aus Diskussionen über Paul Feyerabend’s Against Method (London: New Left Books, 1975) mit Pat Francken at Wayne State University mit. Für eine excellente Darstellung von Feyerabend and Foucault vergleiche Jorjani, op. cit.
19. Vergleiche sein Music and the Power of Sound: The Influence of Tuning and Interval on Consciousness (Inner Traditions,1995).
20. Vergleiche sein Yoga: Mastering the Secrets of Matter and the Universe (Inner Traditions, 1991).
21. Vergleiche “Harry Partch, Wild Boy of American Music.” Partch selbst war mit 40 Tönen einverstanden.
22. Erinnert mich an jemanden, der sagte, Aristoteles‘ Kategorien ergaben so viel Sinn wie Objekte in Männer, Frauen, Pferde und Felsen zu unterteilen. Oder, um es mit Daniélou zu sagen, den chinesischen Philosophen, der die fünf Elemete als Erde, Wasser, Feuer, Seide und Bambus definierte.