Nicht untersucht, nicht hinterfragt, nicht herausgefordert: jüdische Macht im schönen neuen Großbritannien

Von Tobias Langdon, erschienen am 21. September 2019 in „The Occidental Observer“, demütig übersetzt von B-Mashina als Beleg dafür, dass für die echten Nazis selbst noch die rechtsradikalen Popolisten, wie sie gerade weltweit die großen Töne spucken, Teil einer jüdischen Weltverschwörung sind! Das kann einen schon betroffen zurücklassen.

Ehud Sheleg. Wer ist das? CFI. Was ist das? Die überwiegende Mehrheit der Leute in Großbritannien hat immer noch keine Ahnung, weil die Mainstreammedien diese sehr interessanten und wichtigen Fragen während der eben beendeten Parlamentswahlen komplett ignoriert haben.

Die größte Interessengruppe in der politischen Politik

Aber das hier ist der Occidental Observer, die Heimat des Hasses, und wir sind der Ansicht, dass interessante und wichtige Fragen eine Antwort verdient haben. Sir Ehud Sheleg (1955 geboren) ist der israelische Jude und etwaige „Binäre Optionen„-Betrüger [Link durch den Übersetzer] der gegenwärtig das Amt des Schatzmeisters der Konservativen Partei ausübt. Er löste im Jahr 2019 Sir Mick Davis ab, einen Juden aus Südafrika, und hat im Jewish Chronicle offen zugegeben, dass er Israels Interessen über die jedes anderen Landes stellt. Und CFI? Das sind die „Conservative Friends of Israel“, im selben Jewish Chronicle als „die größte Interessengruppe in Westminster [i.e. in der britischen Politik]“ bezeichnet.

Die Goj-Kriecher: Sajid Javid, Priti Patel und Boris Johnson haben ihre Auftritte bei CFI

CFI, gesteuert von einem anderen unverdienterweise unbekannten Juden, genannt Lord Polak, war verantwortlich dafür, dass im Jahr 2017 (und wahrscheinlich auch schon lange zuvor) eine Hindu-Politikerin namens Priti Patel zu einer Reihe von geheimen Treffen mit israelischen Politikern bugsiert wurde, die schon mal länger als eine Minute dauern konnten. Patel musste wegen ihrer nicht offiziellen Kontakte von ihrem Platz in der Regierung von Theresa May zurücktreten, aber keine Sorge, sie ist auf einen sogar noch größeren und besseren Posten zurückgehüpft, als Boris Johnson May im Mai 2019 ersetzte. Ja, die vier wichtigsten Personen in der britischen Politik – der teil-jüdische Boris Johnson als Premierminister, der pakistanische Moslem Sajid Javid als Kanzler, die indische Hindu Priti Patel als Innenministerin und der Jude Dominic Raab als Außenminister – sind alles ergebene Freunde Israels.

Eine „besondere und wertvolle“ judäo-royale Verbindung

Oder genauer gesagt, sie sind nicht die vier wichtigsten Personen in der britischen Politik. Ehud Sheleg und Lord Polak sind jeweils wichtiger als Schatzmeister der Konservativen Partei und Kopf der CFI. Aber Sheleg und Polak wurden nie wirklich kritisch von den Mainstreammedien überprüft. Falls irgendwelche Journalisten es wagten, nach der Rolle, die Juden im Herzen von Großbritanniens regierender Partei spielen zu fragen, würden sie als Antisemiten bloßgestellt und aus dem öffentlichen Leben verbannt werden. Die Regeln sind einfach: 1) Juden sind heilige Philanthropen ohne eigene Interessen, insbesondere nicht gegenüber Israel; 2) Israels Interessen sind, in jedem Fall, identisch mit denen von Großbritannien, Amerika, Frankreich, Deutschland et al.

Das unbeobachteteNetz: wie jüdische Organisationen die britische Politik kontrollieren (BICOM = Britain-Israel Communications and Research Centre)

Erinnert euch an jüdisch-christliche Werte, Leute! Die sind nämlich das Fundament der westlichen Zivilisation. Tatsächlich sind es unvereinbare Begriffe, aber die idiotische Phrase „jüdisch-christlich“ könnte hier während der weiteren Amtszeit von Johnson noch recht populär werden. Falls das der Fall sein sollte, wird einer ihrer Cheerleader der naive und dumme Erbe des Thrones von England sein:

Prinz Charles lobt „besondere und wertvolle“ Verbindung zwischen jüdischer Gemeinde und der Krone

Der Prince of Wales hielt seine Rede bei einem Empfang zur Feier der jüdischen Gemeinde im Buckingham Palace

Es ist mir eine große Freude, Sie an diesem Abend im Buckingham Palace willkommen zu heißen, da die Festtage von Chanukah nahen, um mit Ihnen den Beitrag Ihrer jüdischen Gemeinde zu Gesundheit, Wohlstand und Glück des Vereinten Königreiches zu feiern.

In jeder Gesellschaftsschicht, in jedem Unternehmensbereich [Langdon fragt hier im Original, warum die amerikanische Schreibweise angewandt wird: „field of endevor“ statt „… endevour“ d. Ü.] könnte unsere Nation keine großzügigeren Bürger und treueren Freunde vorweisen. Darum bin ich so froh, diese Gelegenheit zu haben, Ihnen, wenn auch auf eine kleine Art und Weise, Dankeschön zu sagen für all das was Sie tun und was Sie getan haben, über das ganze Land hinweg, in bedeutenden nationalen und internationalen Institutionen und in lokalen Gemeinden auf der ganzen Länge und Breite des Landes.

Ich beschreibe oft das Vereinigte Königreich als eine „Gemeinde von Gemeinden“, welche durch die Vielfalt ihrer einzelnen Gruppen bereichert wird und deren Ganzes so viel größer ist als seine Teile …

Und darum bietet auch diese Zeit des Jahres, die für Christen wie für Juden so besonders ist, eine ideale Gelegenheit, um die Feier dieses Abends zu arrangieren – weil die Wichtigkeit von Einigkeit durch Vielfalt im Herz unserer gesellschaftlichen Werte verankert ist. Sie definiert was – und wer – wir als ein Land sind.

Die Verbindung zwischen der Krone und unserer jüdischen Gemeinschaft ist etwas besonderes und wertvolles. Ich sage das aus einer bestimmten Perspektive heraus, weil ich tief berührt davon aufgewachsen bin, dass die britischen Synagogen über Jahrhunderte meine Familie in ihre wöchentlichen Gebete einbezogen haben. Und so wie Sie an meine Familie gedacht haben, so erinnern uns auch wir und feiern Euch. …

Auf meine kleine Weise habe ich versucht, den Beitrag der jüdischen Gemeinde mit verschiedenen Mitteln zu würdigen, seien es die Teilnahme an oder das Ausrichten von Empfängen für die Kindertransport Association oder die Veranstaltung von Events für den National Holocaust Memorial Day Trust, dessen Schirmherr ich bin, oder dabei zu helfen, ein jüdisches Gemeindezentrum in Krakau zu bauen – wo mir das Privileg zu Teil wurde, eine Mezuzah am Türpfosten anzubringen – oder mich ohne einen Moment des Zögerns damit einverstanden zu erklären, Schirmherr von World Jewish Relief zu werden.

Wenn ich es so sagen darf, meine Damen und Herren, sehe ich das als das Geringste was ich tun kann, um auf bescheidene Art und Weise den immensen Segen zu entgelten, den jüdische Menschen dem Land, und, in der Tat, der Menschheit gebracht haben. Im hebräischen Schrifttum, das so viel zur ethischen Untermauerung unserer Gesellschaft beigetragen hat, lesen wir im Buch Deuteronomium die begeisternde Ermunterung: „Wähle das Leben!“

Meine Damen und Herren, die jüdische Gemeinde des Vereinten Königreiches hat dieses göttliche Gebot auf unzählbare Weise erfüllt und unsere Gesellschaft wurde als Ergebnis davon unermesslich bereichert. Heute haben wir die Gelegenheit, uns für die Freundschaft, die wir geschmiedet haben, und die Werte, die wir alle teilen, zu bedanken. (Prince Charles praises ‘special and precious’ connection between Jewish community and the Crown, The Jewish Chronicle, 6th December 2019 / 8th Kislev 5780).

Einheit durch Vielfalt: Greuel in Folge der Teilung Indiens im Jahr 1947

Prinz Charles ist nicht nur ein Idiot: Er ist ein unwissender oder willentlich blinder Idiot. Wundert es einen, dass Juden das Spottwort goyishe Kop – „Kopf eines Goj“ haben, wenn Nichtjuden wie Charles vor sie treten und einen solchen Nonsens erzählen? Der Slogan „Einheit durch Vielfalt!“ könnte direkt aus den Seiten von 1984 (1949) stammen. Anscheinend hatte Charles nie die Gelegenheit, seinen geliebten Onkel Lord Mountbatten über die „Einheit durch Vielfalt“ zu befragen, die 1947 über das ehemalige Britisch-Indien fegte als Mountbatten der letzte Vizekönig war. Hunderttausende Menschen starben bei „örtlichem Aufruhr“ zwischen Hindus, Moslems und Sikhs. Riesige Zahlen starben auch, als Bangladesch im Jahr 1971 seine Unabhängigkeit von Pakistan errang. Sowohl Bangladeschis wie Pakistaner waren Moslems, aber ihre rassischen und kulturellen Unterschiede reichten aus, um „Einheit durch Vielfalt“ zu schaffen, was Krieg, Massaker und organisierte Vergewaltigung bedeutet. Und sogar ohne Massaker und Krieg (noch) ist organisierte Vergewaltigung jetzt, als Resultat des Segens der Vielfalt, den die Zuwanderung von Pakistanis geschaffen hat, ein typisches Merkmal des Großbritannien von heute.

Jüdische Rache an nichtjüdischen Monarchen

Lord Mountbatten selbst gab ein weiteres Beispiel für „Einheit durch Vielfalt“ ab, als ihn die Irish Republican Army (IRA) im Jahr 1979 in die Luft gejagt hat. Ja, die verhältnismäßig milde religiöse und rassische Diversität der Britischen Inseln hat über viele Jahrhunderte hinweg Menschen umgebracht. Oliver Cromwell übersäte im siebzehnten Jahrhundert Irland mit katholischen Leichen, aber das überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass Cromwells republikanische Revolution von jüdischen Bankern aus Amsterdam finanziert wurde. Juden hassten die katholische Kirche und traditionelle christliche Institutionen wie die Monarchie (es sei denn Adlige kriechen vor den Juden so wie es Charles tut). Beispielsweise könnte die Hinrichtung von Charles I im Jahr 1649 jüdische Rache für die Anordnung der Ausweisung durch Edward I im Jahr 1290 gewesen sein.

Prinz Charles sollte M.R. James (1862-1936) fazinierende Kurzgeschichte “The Uncommon Prayer-Book” lesen, welche den Sturz von Charles I und die schädliche Rolle, die die Juden dabei spielten, behandelt (siehe meine Erörterung). Er würde auch von einem Blick auf die zentrale jüdische Rolle bei den kommunistischen Hinrichtungen seiner adligen Verwandten, der Romanov-Familie, im Jahr 1918 profitieren. Juden mögen keine Art von Aristokratie oder Monarchie außer denjenigen von der unterwürfigen und dummen Art.

Tatsächlich haben Juden durch die Geschichte hinweg immer Allianzen mit nichtjüdischen Eliten gebildet, was sich in der Gegenwart mit Gestalten wie Boris Johnson und Prinz Charles fortsetzt. Dies führte wiederholt zu Ausbeutung und Verrat von anderen Bevölkerungsteilen – im Moment am deutlichsten bei der weißen Arbeiterklasse.

Charles könnte das Ausmaß seiner eigenen Dummheit erkennen, wenn er dem Jewish Chronicle mehr Aufmerksamkeit schenken würde. Seine schwärmerischen Worte über „diese Zeit des Jahres, welche für Christen wie für Juden so besonders ist“ beweisen, dass er auf die jüdische Täuschung hereingefallen ist, wonach Hanukkah ein wichtiges jüdisches Fest wäre.

Furcht im Dezember

Das ist es nicht: Es ist ein unbedeutendes Fest, das dazu verwendet wird, das Christentum zu unterminieren, wie es der hochgradig ethnozentrische Jonathan Freedland im Jewish Cronicle im selben Monat von Charles speichelleckerischer Rede zugegeben hat: „Das Timing einer vorweihnachtlichen Wahl sollte nicht allzu viele JC-Leser beunruhigen. Was Feiertagsvorbereitungen betrifft, ist der Dezmber für Juden kaum der umtriebigste Monat. Aber auch so erfüllt die Aussicht auf eine Wahl in der Zeit von Krippenspielen und Minzgebäck Juden mit einer speziellen Art von Furcht.“

Freedland sprach von „Furcht“ weil er dachte, dass sowohl eine Labour-Regierung unter Jeremy Corbyn als auch ein „harter Brexit“ unter Boris Johnson schlecht für Juden sein würde. Und was sonst zählt im schönen neuen Großbritannien mehr als das Wohlergehen der Juden? Allerdings war ganz klar Labour unter Jeremy Corbyn die größere Bedrohung, wie Freedland betont: „Bezeugt durch die Tatsache, dass Labour unter Corbyn als erste politische Partei im UK seit der BNP zum Gegenstand juristischer Ermittlungen wegen Rassismus durch die Equality and Human Rights Commision geworden ist (deren Bericht für das Frühjahr erwartet wird).“ Die Ermittlungen gegen Labour durch die Equalities and Human Rights Commision (EHRC) ist ein weiteres Beispiel dafür, wie es die Mainstreammedien in Großbritannien vermeiden, sehr interessante und wichtige Fragen über die jüdische Macht zu stellen.

Kontrolliert von Juden

Schließlich wird die EHRC von zwei Juden geführt: der Anwältin Rebecca Hilsenrath und dem Aktivisten für die Rechte Homosexueller David Isaacs. Ist es möglich, dass ihre Zugehörigkeit zum Judentum die Ermittlungen und ihr Ergebnis beeinflusst? Natürlich nicht: es sei daran erinnert dass Juden heilige Philanthropen ohne Eigeninteressen sind (und besonders ohne Interesse daran, die Labour Party zu dämonisieren). Aber diese Frage erhob sich nicht einmal, als die Ermittlungen durch die ERHC während des Wahlkampfs angesprochen wurden. Das Beste, was die Linke tun konnte, war es, eine vergleichbare Untersuchung bei den Konservativen bezüglich Islamophobie einzufordern. Aber die Tories und ihre Unterstützer äußerten viel Skepsis gegenüber der Stichhaltigkeit von „Islamophobie“. Wie der vermeintliche Konservative Charles Moore im Spectator schrieb: „…der Begriff „Islamophobie“ sollte komplett abgelehnt werden. Im Gegensatz zu Antisemitismus ist das ein konstruiertes Konzept.“

Das bolschewistische Punim von Rebecca Hilsenrath

Moore ist ein weiterer Prinz Charles, der der Publikation, in der seine eigenen Worte erscheinen, mehr Beachtung schenken sollte. Der Spectator veteidigte standhaft den vermeintlichen Philosophen Roger Scruton gegen Anschuldigungen wegen religiöser Intoleranz Anfang 2019. Scruton wurde in unredlicher Weise sowohl der Islamophobie als auch des Antisemitismus beschuldigt und es war offensichtlich, dass beide Begriffe „konstruierte Konzepte“ sind. Ein bekanntes Mitglied des Parlaments namens Luciana Berger bezichtigte Scruton des Antisemitismus ohne jegliche Kritik durch andere Juden, und die Intervention des Jewish Board of Deputies scheint entscheidend für die Entlassung von Scruton aus einem Regierungskomittee gewesen zu sein. Scruton wurde sein Posten später zurückgegeben, aber weder er noch irgendeiner seiner Verteidiger sprachen die unberechtigten Antisemitsmusvorwürfe an. Letzten Endes hätten sie womöglich die Wahrheit über Juden eingestehen müssen und sie waren nicht darauf vorbereitet, das zu tun. Stattessen vollführten sie das Goj-Kriechen, jahrein, jahraus und die jüdische Macht im schönen neuen Großbritannien besteht weiter, nicht untersucht, nicht hinterfragt und nicht herausgefordert. Außer hier, beim Occidental Observer, der Heimat des Hasses.

Gute Gründe für Optimismus

Nichtsdestotrotz gibt es gute Gründe für Optimismus. Wenn mir Anfang 2019 jemand erzählt hätte, dass letztlich Millionen von Labour-Wählern die Partei verlassen würden, die lange davor sie verlassen hat, ich hätte es nicht geglaubt. Aber genau das geschah, als Hochburgen von Labour wie Bolsover, Darlington, Sedgefield, Stockton South und Wrexham bei den Parlamentswahlen an die Tories fielen. Natürlich schert sich die Konservative Partei nicht um ihre neuen Unterstützer, aber wenn diese dann unausweichlicherweise ettäuscht sein werden, werden sie zu verstehen beginnen, wie korrupt und undemokratisch die Politk im schönen neuen Großbritannien wirklich ist. Und sie dürften soger zu bemerken beginnen, welch zentrale Rolle die Juden dabei einnehmen.

Und wenn mir jemand zu Beginn von 2019 erzählt hätte, dass sich der Begriff “Deep State” und der Name Jeffrey Epstein bald über die ganzen amerikanischen Medien verbreiten würden, hätte ich das ebensowenig geglaubt. Aber nochmal, all das ist passiert. Die Dinge bewegen sich in die richtige Richtung. Die zentrale Rolle der Juden bei antiweißem Aktivismus und politischer Korruption wird langsam aber sicher für mehr und mehr Menschen offensichtlich. Und Verstehen wird zum Handeln führen.

Das sexualhöllische Erwachen des Don Alphonso

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Tatsächlich erlebte nach Definition der Ahrimanen der Don, wie auch der dem. Erzähler, nur noch die Ausläufer der „Besseren Zeit“. Aber wir haben immerhin noch eine Ahnung von dem was war und was hätte sein können!

Ja, wo fing das an und wann? Der Lebemann und ehemalige FAZ-Blogger „Don Alphonso“ hat sich schon seit längerem auf der Liste von Natziehs und Rechtspopolisten wiedergefunden. Nun ist er zudem in der real existierenden Sexualhölle aufgewacht und reibt sich die Äuglein. Auszüge aus einem bemerkenswerten Artikel in „Die Welt“, ohne weitere Anmerkungen des demütig kopierenden Erzählers, der nur darauf hinweist, dass er nicht alles, was der reiche Gaultier-Fan da erzählt, unterschreiben würde, wohl aber das Gesamtpaket und Resümmee, das sich weitestgehend mit seiner eigenen wie der Ketzerbrief -Ahrimanen Lageanalyse deckt.

Porno, Pasta, Prüderie

Was hat das linke Lager seit 1989 so ruiniert?

(…)

Das „Noodles“ mit seinem explizit erregenden Plakat war wie „French Kiss“ eine Art Durchbruch für sexuelle Aufladung. „Relax“ von Frankie goes to Hollywood war in meiner Heimat noch ein Skandal, und wer in der Schule im Alter von 16 Jahren mit der „Lui“ und den für heutige Vorstellungen harmlosen Frauenbildern erwischt wurde, bekam einen Verweis. 1989 ging das nicht mehr, damals hat sich die sexuelle Moderne Bahn gebrochen, und die meisten waren froh, die finsteren Zeiten von Strauß hinter sich zu lassen. Es war eine tolle Zeit für die fünf oder sechs Leute aus meinem Abiturjahrgang, die sich dieses Leben leisten konnten und wollten. Die anderen 120 waren konservativ und studierten lieber in Eichstätt oder Passau. Gerne Lehramt oder Maschinenbau mit dem Ziel Familiengründung. Nur die Paradiesvögel entfleuchten in dieses leuchtende München und kämpften dafür, dass das Leben besser wurde. Sie gründeten Kunstvereine, sie pfiffen Streibl aus, sie engagierten sich für den Radverkehr und demonstrierten gegen den Forschungsreaktor vor der Stadt. Sie waren, grosso modo, links und fortschrittlich und sahen gut aus. Man kann auch im weißen Kaschmirpulli Plakate aufstellen und im Gaultieranzug Franz Schönhuber beleidigen: Ich war dabei. So waren wir damals. Wir haben auch Minderjährige in den Morgen mitgeschleppt und Beweisfotos gemacht, dass wir die Regeln brachen. Wir haben gewonnen.

Denn am Ende der 90er-Jahre waren Bilder wie vor dem „Noodles“ längst Populärkultur. Unterwäschemodelle, die jede „Lui“ meiner Schulzeit in den Schatten stellten, waren als Werbung an Bushaltestellen zu sehen. In diesen Jahren änderte sich bei weiten Teilen der Bevölkerung die Einstellung zu nackter Haut, Pornographie und Sexualität. Attraktivität und Begehren waren nicht mehr unschicklich, sondern gewünscht, und eine neue Generation schickte sich in Bayern an, sogar die Bastion der Tracht zu stürmen und sexuell aufzuladen. Das muss nicht jedem gefallen, aber lange Zeit hätte das „Noodles“-Plakat niemanden mehr aufgeregt. Dass wir gewonnen haben, und zwar auf ganzer Linie, sah ich 2016 auf dem Marienplatz: Damals hat der früher als erzkonservativ geltende Immobilienkonzern Schörghuber den Hugendubel gegenüber dem Rathaus saniert. Und vor die Baustelle ein 114 m² großes Plakat einer Bikiniwerbung gehängt – natürlich mit einer spärlich bekleideten Frau. Und es waren die CSU-Stadträte, die das im ersten Moment gar nicht mehr so schrecklich fanden, schließlich sah die Frau gut aus. Gewonnen. Wenn sich der Feind von früher überzeugen lässt, hat man gewonnen. Man sieht die offenherzigen Busenbilder heute auch bei jeder Werbung für ein Volksfest. Also: gewonnen. Auf ganzer Linie. Könnte man glauben.

Aber 27 Jahre gehen nicht nur an der CSU nicht spurlos vorbei, sondern auch an den ehemaligen Freunden des Busengriffs vor dem „Noodles“. Und so war es dann die Prantlhausener Zeitung, die mit dem Schlagwort Sexismus eine Kampagne gegen das Großplakat startete. Sie ging zu den Stadträten des linken Lagers, holte sich dort Kritik und Vorbehalte gegen das Plakat ab, und machte sich zum Wortführer gegen Sexismus in der Werbung. Sexismus ist hier, wohlgemerkt, allein eine Frau, die wenig bekleidet für das wirbt, das sie am Körper trägt, und nicht im Mindesten die Dimension, die uns 1989 als Sinnbild der sexuellen Freiheit galt. München bekam dadurch ein Sexismusproblem, der Stadtrat ließ sich überzeugen, und verbot parteiübergreifend entsprechende Werbung auf städtischen Plakatflächen. Auch und besonders mit den Stimmen jener Parteien, die früher dergleichen als elendes Spießertum verteufelt hätten. Die jetzt auf städtischen Flächen untersagte „Verwendung der sexuellen Attraktivität ohne Sachzusammenhang“ ist beim Griff nach der Brust ebenso gegeben wie die als haram geltenden, „einseitigen klischeehaften Rollen“. Die fand man 1989 gut, wenn man links war. Und schlecht, wenn man rechts war. Ich finde das Bild des „Noodles“ bis heute ungebrochen gut. Wenn man das Bild als Fixstern der Debatte nimmt, sind SPD und Grüne so geworden, wie die CSU 1989 gewesen ist. Bis 2018.

(…)

Aber jetzt haben wir 2019, und die Gleichstellungsstelle der Stadt will eine App entwickeln lassen, mit der Aktivistinnen nach sexistischer Werbung Ausschau halten können, sie mit dem Handy ablichten und an die Behörde weiterleiten, die sich dann damit beschäftigt. Silvester 1989 war man froh, die Zeiten von Strauß, seinen Reaktionären und der gerade mitsamt der Stasi untergegangenen DDR hinter sich zu haben. Die Vorstellung, dass das eigene politische Lager 30 Jahre später politisch linientreue Denunzianten und Spitzel mit öffentlich bezahlter Software ausstatten könnte, um den öffentlichen Raum nach unerwünschter Sexualität abzusuchen und zu denunzieren – niemand hätte es sich am 31. 12. 1989 im „Noodles“ vorstellen können. Wir sind also nicht an dem Punkt, dass die Linke effektiv und mit der gleichen Verklemmtheit die Haltung der alten CSU übernimmt. Das linke Lager erlaubt zur Durchsetzung albtraumhafte 1984-Methoden, gegen die sie, wenn die CSU so etwas 1989 gegen Andersdenkende angewendet hätte, auf die Barrikaden gegangen wäre. Gewonnen? Überhaupt nicht. Der bigotte Horror meiner Provinzjugend dominiert das früher leuchtende München. Es wird rechtsreaktionär. Es lehnt mit einer neuen Generation von Politikern das ab, was das schwarze München 1989 auch schon verbieten wollte.

Die Welt von 1989 ist inzwischen weitgehend verschwunden, und das schützt unsereins auch davor, für das zur Rechenschaft gezogen zu werden, was damals als normal links galt, und heute unmöglich wäre. Es gab eine Halle an der Dachauer Straße, und dort gastierte ein Tanztheater des Partyhallenerfinders Bonger Voges. Bei Voges gab sich die elitäre Kunstszene die Tür in die Hand, bei Voges waren alle, die enthemmten Tanz ohne Rücksicht auf den verstaubten Kulturbetrieb erleben wollten. Bei Voges gab es in einem für den Abriss vorgesehenen Areal ab 1983 das an Partys, was es mit dem RAW-Gelände heute in Berlin gibt. Kein Rechter wäre dort hingegangen, denn die Partys hatten etwas mit Acid in Form von Musik und Drogen zu tun. Und die Progressiven, Jungen, Schönen und Andersartigen, die dort feierten, hatten einen festen Namen für das Tanztheater und die Halle. Niemand fand das falsch oder rassistisch oder fragwürdig, im Gegenteil, man wollte sich mit dem Namen absetzen: Das Tanztheater „Neger“ gab der berühmten „Negerhalle“ bis zum Abriss 1989 den Namen. Kein Vertreter konservativer Ansichten ward je darin gesehen, und alle, die sich dort treffen wollten, sprachen von der „Negerhalle“. Wir gingen also von einem Lokal mit Grabscherwerbung in die „Negerhalle“.

(…)

Heute würde die tumbe Schuldindustrie der Social Justice Warriors über unsere Privilegien herziehen, über die Gedankenlosigkeit beim Feiern in NS-Bauten, über die kulturelle Aneignung der Tanztraditionen Afrikas und das rassistische N-Wort. Sie würden uns hassen wegen der Kommerzialisierung von cisheterosexuellem Porno, für die Adaption eines Sexkaufkellers, für den quietschgelben Fiat Uno Turbo und die dunkelblaue S-Klasse, mit denen wir vorfuhren, für die völlig fehlende Rücksichtnahme beim heterosexuellen Herumknutschen auf dem Klo, auch wenn LBGTXYZ-Leute anwesend sind, die das stören könnte. Sie haben nichts mehr gemein mit der Speerspitze der toleranten Andersartigkeit von 1989, die sich gegen Reaktion und Bigotterie behaupten musste, gegen Ideen wie das Wegsperren von HIV-Erkrankten und die Verteufelung aller, die Gunstbeweise für Geld anboten. Die Paradiesvögel von damals mit den Comme-de-Garcon-Fräcken, den Schlauchkleidern von Azzedine Alaia, den riesigen Fächern und der ambivalenten Haltung zum sexuellen Experiment waren so wenige, dass man sich Flügelkämpfe nicht leisten konnte. Wir hatten mächtige Feinde, die uns die Brüste von den Restaurants entfernen wollten. Das schweißte zusammen. Wir nahmen, was wir kriegen konnten, wir waren nicht wählerisch. Kurz: wir benahmen uns so, dass man heute jeden Tag die ganze „Taz“ und den Kolumnenbereich von „Spiegel Online“ mit wütendem Hass gegen uns füllen und mehrere Shitstorms starten könnte.

Wir haben nicht gewonnen, aber wir hatten eine gute Zeit, und heute werden Bikinimädchen von unseren früheren politischen Freunden verboten, während angeblich 27 Prozent des Webvideotraffics für Pornographie benutzt wird – für ausgefallene Praktiken, die unfassbar jenseits des Gestöhnes sind, das uns damals als verrucht erschien. Die einen verbieten jetzt wirklich die Freuden von damals, die anderen finden bei Pornhub Alternativen, zumindest solange, bis Netzfilter und das von SPD-Frauen gewünschte Schwedischen Modell mit Kundenbestrafung beim Sexkauf kommen. Das ist dann durch die Hintertür der Sperrbezirk nicht nur für München, sondern für das ganze Land. 1989 wähnten wir uns noch Seit an Seit mit den Linken, wir vertraten gelebte Liberalität, auch wenn es uns ein paar Semester wegen Übermüdung am nächsten Morgen kostete. Wer dabei war, denkt heute noch so, aber die politischen Partner von damals wollen Verzicht, Verbot, lustloses Leben und Unterwerfung unter ein Dasein, so bigott und verlogen wie jenes, vor dem wir nach München flohen, und 1989 dachten, wir wären ihm für immer entkommen.

Heute, 30 Jahre später, sitze ich am Tegernsee auf einer Liege, und lasse die Sonne auf mich scheinen. Ich lebe den Traum, denn auf dem Parkplatz steht der offene, schnelle Roadster, und die Bedienung im Café trägt ein Dirndl, fast so ausgeschnitten wie das Kleid der Frau auf der Werbung für das „Noodles“. Ich habe es nie über das Herz gebraucht, meine Gaultieranzüge zu entsorgen. Sie hängen immer noch im Schrank. Das Leben war in den letzten 30 Jahren ziemlich gut zu mir, weil wir damals, 1989, den Weg gegangen sind, den wir für richtig hielten, und es hat sich in Deutschland viel zum Guten gewendet. Niemand muss mehr jene Ängste in der Schule haben, die uns peinigten. Es war famos – bis vor ein paar Jahren die Linke reaktionär wurde und mit der Identitätspolitik eine Opferhierarchie einführen wollte, die man als schlechterer Sohn aus besserem Hause nur zu gut kennt: Das sind die neuen Pfaffen, die glauben, sie könnten einem Schuld und Erbsünde einreden.

Wir sind in Lokale entkommen, in denen Brüste hingen, wir tanzten in der „Negerhalle“ und im Bordell, und am Morgen, beim Sonnenaufgang noch im Neptunbrunnen, obwohl das verboten war. Es kümmerte uns nicht. Das war die Freiheit, die wir uns erkämpften, und jetzt sieht es so aus, als müsste ich 30 Jahre später wieder in die Schlacht für die gleichen Freiheiten ziehen, weil das eigene Lager der Feind wurde. Für das Recht der nächsten Generation, die Nudelsoße wirklich von der Frauenbrust zu lecken, und sich das nicht nur bei Pornhub anzuschauen. Für das Recht, nicht daheim sein zu müssen, wenn die letzte Öko-Bahn fährt, und für das Menschenrecht, im Morgengrauen im gelben Fiat Uno Turbo „French Kiss“ so laut aufzudrehen, dass der Wagen scheppert und in einer CO2-Wolke über die Autobahn zu jagen, während hinten, über dem München, das damals nicht verraten wurde und deshalb leuchtete, die Sonne aufging.

So golden und schön wie für Sie alle hoffentlich morgen früh am ersten Tag des Jahres 2020. Es wird sicher ein gutes Jahr, und ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für das famose 2019 mit Ihnen, den Lesern und Kommentatoren, bedanken. Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern, und wenn Sie eine Nudel sehen: Greifen Sie zu. Das muss so sein, im Geist der alten Freiheiten.

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Kann der Einfluss der Kirche den westlichen Individualismus erklären?

Kommentar zu “The Church, Intensive Kinship, and Global Psychological Variation,” von Jonathan F. Schulz et al.

Von Kevin MacDonald, ursprünglich erschienen am 24. November 2019 auf „The Occidental Observer“, demütig übersetzt von B-Mashina.

MacDonald zerpflückt hier, der Ansicht des Erzählers nach nicht gänzlich ohne Widersprüche, aber insgesamt recht überzeugend, die Theorie von Schulz et al., denen zu Folge die individualistisch geprägten Kulturen Westeuropas auf den Einfluss der katholischen Kirche zurückgehen würden, welche mit ihren Verboten bezüglich Inzest und Verwandtenehe die vormals herrschenden Klanstrukturen aufgelöst habe, was ein gelindes Rascheln im Blätterwald von taz bis FAZ nach sich zog. MacDonald stellt dabei den Kernaussagen der Arbeit von Schulz et al. seine eigenen Ansätze aus seiner jüngst erschienen Abhandlung zur Frage der Genese des für europäisch geprägte Gesellschaften charakteristischen Individualismus gegenüber.

Germanische Ratsversammlung. Relief an der Mark-Aurel-Säule zu Rom.
Bild hinzugefügt vom Übersetzer, Bildquelle: Wikimedia

Aufgrund seiner Einzigartigkeit stellt der westliche Individualismus eine einschüchternde Fragestellung für Gelehrte und insbesondere für eine Theorie, die auf Evolutionspsychologie basiert, dar. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, innerhalb einer evolutionäre Perspektive zu versuchen, Einzigartigkeit zu verstehen. Eine ist es, davon auszugehen, dass eine einzigartige evolutionäre Umwelt zu genetisch basierter Einzigartigkeit führt; die andere gründet sich auf der Annahme, dass universale psychologische Mechanismen mit speziellen kulturellen Kontexten interagieren. “The Church, Intensive Kinship, and Global Psychological Variation” von Jonathan Schulz et al. ist ein Beispiel für Letzteres. Es präsentiert eine Theorie des westlichen Individualismus in welcher der kulturelle Kontext, der von der mittelalterlichen katholischen Kirche geschaffen wurde, insbesondere die Verbote bezüglich der Verwandtenheirat, eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der individualistischen Psychologie des Westens spielt. Genaugenommen versucht die Arbeit „einen wesentlichen Anteil“ der Variation psychologischer Eigenschaften, die im allgemeinen als charakteristisch für Individualismus gelten („Individuell, unabhängig, analytisch denkend, auf unpersönliche Weise prosozial [beispielsweise Vertrauen gegenüber Fremden] während gleichzeitig geringe Konformität, Gehorsam, In-Group-Loyalität und Nepotismus gezeigt werden“) mit der Exposition gegenüber der mittelalterlichen westlichen Kirche zu erklären.[1] Innerhalb dieses kulturellen Rahmens gibt es keinen Versuch, die Beweggründe der Kirche für das Schaffen dieses kulturellen Kontextes in den Begrifflichkeiten spezieller psychologischer Mechanismen darzulegen.

Diese Fragestellungen überschneiden sich mit einem Großteil der Erörterung in meinem kürzlich veröffentlichtem Individualism and the Western Liberal Tradition: Evolutionary Origins, History, and Prospects for the Future. Meine Theorie basiert jedoch auf dem Ansatz, dass die westliche Einzigartigkeit letztlich von den einzigartigen angestammten Lebensräumen in Nordwesteuropa herrührt, mit Betonung auf einer nord-südlichen genetischen Kline [[Link vom Übers.]] im relativen genetischen Beitrag von nördlichen Jägern und Sammlern, Indo-Europäern und frühen Ackerbauern aus dem Mittleren Osten. Während Schulz et al. ein weites Spektrum von Variablen prüfen, untersuchen sie weder die regionalen genetischen Differenzen innerhalb Westeuropas, die von der aktuellen Genforschung enthüllt wurden (besprochen in meinem Kapitel 1), noch begutachten sie die Forschung von Familienhistorikern, die auf eine bedeutende regionale Variation innerhalb Westeuropas hinweisen, die nicht mit der Exposition zur westlichen Kirche übereinstimmt (besprochen in meinem Kapitel 4).

Ich erörtere durchaus den Einfluss der Westlichen Kirche, folgernd, dass der kirchliche

Einfluss darauf abzielte, die westliche Kultur dahingehend zu verändern, dass sie sich von ausgedehnten Verwandtschafts-Netzwerken und anderen kollektiven Institutionen entfernte, dabei letztendlich motiviert von dem Verlangen, die eigene Macht auszuweiten [analysiert als eine sich entfaltende „Humane Universale“]. Aber obwohl die Kirche den Individualismus gefördert und zweifellos die westliche Kultur in diese Richtung beeinflusst hat, baute dieser Individualismus auf individualistischen Tendenzen auf, die dem Christentum lange vorausgingen und deshalb auf ethnische Tendenzen in Richtung eines Individualismus, wie er spezifisch für europäische Völker ist, zurückzuführen waren. (Kapitel 1–4). [Aus Kapitel 5, 170]

[[Link beigefügt vom Übersetzer]]

Meine Herangehensweise kombiniert also prähistorische natürliche Auslese bezüglich individualistischer Psychologie mit speziellen kulturellen Kontexten. Einer davon ist der Einfluss der Katholischen Kirche, letzterer als auf vorausgehenden Tendenzen aufbauend interpretiert. Mein Kapitel 5 über die mittelalterliche Kirche erörtert auf der Grundlage von Daten, vergleichbar mit denen, die von Schulz et al. zitiert werden, dass die Kirche Individualismus förderte – und womöglich die Etablierung von Individualismus beschleunigt haben könnte, ihn aber nicht verursacht hat. Unter Berücksichtigung, dass Schulz et al. in Anspruch nehmen, nur eine Teilerklärung erreicht zu haben, gibt es da also keine grundlegende Meinungsverschiedenheit. Jedoch versuche ich hier, basierend auf meinem Verfahren, aufzuzeigen, warum Exposition zur mittelalterlichen Kirche eine unzureichende Erklärung für psychologischen Individualismus im Westen ist.

Es gibt vieles, das unsere Denkansätze gemeinsam haben. Insbesondere heben sie hervor, dass Verwandtschaftsbeziehungen zentral für das Verstehen menschlicher Gesellschaften sind und dass der allgemeine Trend sich von ausgedehnten Verwandtschaftsbeziehungen, typisch für Jäger und Sammler weltweit, (i.e. relativ schwache Bindungen zu vielen Individuen von variierender genetischer Distanz – erörtert in meinem Kapitel 3) zu intensiven Verwandtschaftsbeziehungen (i.e. Verwandtschaft tief verwurzelt zwischen nah verwandten Gruppen, im allgemeinen Klane und persönliche Verwandtschafts-Netzwerke mit einer ausgeprägten Hierarchie basierend auf dem Grad der genetischen Verwandtschaft) verlagert hat, wie man sie gewöhnlich in Ackerbaugesellschaften vorfindet.

Allerdings präsentiere ich außerdem Belege dafür, dass der westliche Individualismus von genetischen Unterschieden beeinflußt wurde, die typisch für die Völker Westeuropas sind. Ich zeige auf der Grundlage von historischen und gegenwärtigen populationsgenetischen Daten, dass eine genetische Kline vom Norden zum Süden in Westeuropa besteht, in welcher die Gene von Jägern und Sammlern (und indo-europäisch-stämmige Gene; siehe unten) im Norden Europas stärker verbreitet sind. Bedeutend ist, dass die nordeuropäischen Jäger und Sammler ihre relativ extensiven Verwandschaftsstrukturen beibehielten während sie dessen ungeachtet komplexe Gesellschaften mit enormen Populationen schufen, die in der Lage waren, den Ackerbau für 2000-3000 Jahre fernzuhalten, wider die Bauernkultur, die ihren Ursprung bei den relativ kollektivistischen frühen Ackerbauen hatte, welche, aus dem Mittleren Osten kommend, vor etwa 8500 Jahren in Südeuropa eintrafen.[2] Gebiete in Westeuropa mit einer größeren Repräsentation von Genen früher Ackerbauern (e.g. 90 Prozent in Sardinien und im Süden von Frankreich höher als im Norden) weisen relativ kollektivistische Familienstrukturen auf, was sich in die Gegenwart hinein fortsetzt.

Das Hauptargument ist, dass traditionelle agrikulturelle Gesellschaften die auf intensiver Verwandtschaft basieren um zu verteidigende Ressourcen herum zentriert waren, etwa große Flusstäler wie denen des Yangtse, Nil und Euphrat, dazu geeignet, ganzjährig von einer Verwandten-Gruppe verteidigt zu werden. Dies war im im Norden Europas nicht möglich. Gruppen scharten sich für einen Teil des Jahres an einer hochproduktiven Ressource zusammen – der Meeresküste und ihrem Angebot an Schalentieren und anderem Meeresleben – waren aber für einenTeil des Jahres dazu gezwungen, sich in kleine familienbasierte Gruppen zu zerstreuen.[3][4]   Und wegen des relativ unwirtlichen nördlichen Lebensraumes kam es zur Selektion einer Reihe von psychologischen Merkmalen, die der väterlichen Versorgung der Nachkommen förderlich waren: bilaterale Verwandtschaftsbeziehungen und Monogmie (Paarbindung), wohingegen Polygynie (von Schulz et al. als Marker für klanbasierte Kulturen anerkannt) von wohlhabenden, mächtigen Männern, fähig Haushalte zu begründen, bestehend aus multiplen, nah verwandten Familien, ökologisch unmöglich gewesen wären. Während die Position eines Individuums in Gesellschaften, die auf intensiver Verwandtschaft basieren, vom Status innerhalb eines stark hierarchischen Verwandtschafts-Netzwerkes bestimmt wird, sind Jäger-Sammler-Kulturen viel egalitärer, mit starken Schranken gegen despotische Führung. Darüber hinaus, wie Michael Burton et al. bemerkten, umfasst das zirkumpolare kulturelle Areal neben Nordeuropa auch eine diverse Gruppe aus nördlichen Kulturen (e.g. Japan, Korea, die Inuit, Lappen), die zu bilateralen Verwandtschaftsbeziehungen tendiert, was eine Reihe von extensiven Verwandtschaftsbeziehungen zur Folge hat.[5] Schulz et al. betrachten bilaterale Verwandtschaftsbeziehungen korrekt als einen Aspekt von extensiven Verwandtschaftsbeziehungen, aber ich interpretiere die Daten dahingehend, dass sie eine naturwüchsige, genetisch beeinflusste, klimabasierte Theorie der Verwandtschafts-Intensität eher stützen als dass sie auf einen Einfluss der Kirche zurückzuführen sind, wenn man es als gegeben nimmt, dass bilaterale Verwandtschaftsbeziehungen auch in nördlichen nicht-westlichen Gesellschaften auftreten.

Schulz et al. nehmen auch nicht zur Kenntnis, dass präexistente Tendenzen in Richtung extensiver Verwandschaftsnetzwerke unter nördlichen Jägern und Sammlern sich bis in die Gegenwart hinein fortsetzen. Sie nehmen ebenfalls bestimmte Eigenschaften indoeuropäischer Kultur, so wie sie sich in Europa entwickelte, nicht zur Kenntnis, die gegen eine starke Rolle intensiver Verwandtschaftsbeziehungen sprechen (erörtert in meinem Kapitel 2). Die indoeuropäisch begründeten Kulturen, die Europa bis zur protestantischen Reformation und dem Niedergang der Aristokratie dominierten, waren ein Gemisch von „armenoiden“ nahöstlichen Völkern (48-58 Prozent)[6] mit drei nördlichen Jäger-und-Sammler-Gruppen: Jägern und Sammlern aus dem Kaukasus, urtümlichen Nord-Eurasiern (einschließlich Sibiriens) und östlichen Jägern und Sammlern (Kapitel 1). Indoeuropäisch-stämmige Kulturen basierten nie auf dem Klan-Typ intensiv verwandtschaftsorientierter Kulturen, wie sie etwa im nahen Osten üblich sind:

In der Dschāhilīya [[Link durch den Übersetzer]] und der frühen islamischen Dichtkunst finden wir Männer, Frauen und Kinder, die sich selbst nicht als Individuen sondern als Verwandte bezeichnen. Kurz gesagt war jemand entweder ein Oasen-Bewohner oder in den Hochländern des Jemen ansässig, ein Hirtennomade oder jemand, dessen Lebensweise irgendwo zwischen seßhaft und nomadisch fiel, es war Verwandtschaft – jemandes Familie, jemandes Klan, jemandes Stamm – die definierte, wer jemand war. Das Thema Verwandtschaft bleibt selbst in den kosmopolitischen urbanen Welten des mittelalterlichen Damaskus, Bagdad, Kairo und anderswo wichtig. Dies setzt sich in vielen islamischen Gesellschaften heutzutage fort.

Die indoeuropäische Kultur beinhaltete vielmehr wichtige Elemente des freien Marktes mit einer starken Gewichtung der Gegenseitigkeit innerhalb der Gruppe und Instanzen oberhalb der Ebene von verwandtschaftsbasierten Gruppierungen. Aufwärtsmobilität hing von militärischem Talent ab, insbesondere von der Fähigkeit, Gefolgsleute anzuwerben, die in der Lage waren, effektiv Territorien zu erobern und zu halten, nicht von Verwandtschaftsbeziehungen. Individualistischer Wettbewerb um dauerhaften Ruhm und Ehre war ein definierendes Merkmal. Wie Ricardo Duchesne bemerkt, waren indo-europäische Helden im alten Griechenland oder anderswo an erster Stelle Individuen – Männer, die sich von anderen durch ihre Leistungen im individuellen Streben nach Ansehen abgrenzten, wie diese Zeilen aus Beowulf zeigen:

Da wir alle damit rechnen müssen, unser Leben auf dieser Erde zu verlassen, müssen wir uns einen gewissen Ruf verdienen, / wenn wir können, bevor wir sterben; Wagemut ist das Ding / für einen kämpfenden Mann, an das man sich erinnert. /… Ein Mann muss so handeln / wenn er in einem Kampf darum kämpft, sich einen dauerhaften Ruhm zu verschaffen; Es ist nicht das Leben, an das er denkt.[7] [Aus Kapitel 2, 46–47]

Demnanch war, innerhalb der Männerbünde, „die Bruderschaft der Krieger, durch einen Eid miteinander und mit ihren Ahnen verbunden, während eines feierlich angeordneten Kriegszugs,“[8] Status bestimmt durch militärisches Talent, nicht durch Verwandtschaftsbeziehungen. In so einer Kultur spielte intensive Verwandtschaft bestenfalls eine sekundäre Rolle – diese Kulturen entwickelten sich nie zu den klanbasierten Kulturen wie sie so typisch für einen Großteil des Rests der Welt sind. Obwohl Verwandtschaft eine gewisse Wichtigkeit beibehielt, existierten die Männerbünde auf einer höheren Ebene als verwandtschaftsbasierte Gruppen und wirkten teilweise dahingehend, Streitigkeiten unter diesen beizulegen.

Der aristokratische Individualismus der PI-E [Proto-Indo-Europäer] gründete sich auf Gegenseitigkeit, nicht Despotismus oder Verwandtschaftsbindungen. Zum Beispiel stand im Zentrum der PI-E Kultur die Praxis des Beschenkens als eine Belohnung für militärische Leistungen. Von erfolgreichen Anführern wurde erwartet, ihre Gefolgsleute ansehnlich zu belohnen. [9] Eidgebundene Abkommen über wechselseitige Beziehungen waren für PI-E charakteristisch und diese Praxis wurde von den verschiedenartigen I-E Gruppen, die in Europa einfielen, fortgesetzt. Diese Abkommen formten die Grundlage für Patron-Klient-Beziehungen, die auf Ansehen basierten – Anführer konnten loyalen Dienst ihrer Gefolgsleute und Gefolgsleute angemessene Belohnung für ihren Dienst für den Anführer erwarten. Dies ist entscheidend, weil diese Beziehungen auf Talent und Leistung aufbauen, nicht auf Ethnizität (i.e. Leute auf der Grundlage des Verwandtschaftsgrades zu belohnen) oder despotischer Unerwürfigkeit (wo Gefolgsleute im Wesentlichen unfrei sind). [Aus Kapitel 2, 35]

Eidgebundene Abkommen, Gegenseitigkeit und Ansehen – alles Marker für Individualismus – sind also entscheidend. Darüber hinaus wurden eroberte Völker nicht ausgelöscht, und, nach variierenden Zeiträumen, war üblicherweise Aufwärtsmobilität für Angehörige eroberter Völker möglich, falls diese über militärisches Talent verfügten. Die Mauern, die Eroberer von den Eroberten trennten was die Bestimmungen zu Heirat, Bürgerschaft und sozialen Status betraf, wurden letztlich durchbrochen – ein Marker für Individualismus weil, nochmals, individuelles Talent ausschlaggebend war, nicht Verwandtschaftsverbindungen. Zumindest innerhalb Europas errichteten indoeuropäische Eroberer keine Barrieren permanenter Separation gegenüber jenen, die sie erobert hatten; sie schufen kein soziales Gefüge, das auf intensiven Verwandtschaftsbeziehungen basierte und danach trachtete, sich selbst dauerhaft von denen, die sie erobert hatten, abzugrenzen, wie es beispielsweise im Alten Testament[10] dargestellt ist und im heutigen Israel gegenüber den Palästinensern fortdauert.[11] Beispielsweise absorbierte das alte Rom, eine prototypische Variante indoeuropäischer militarisierter Kultur, die Völker, die es besiegte, und rekrutierte sie für militärische Dienste, was Rom erlaubte, enorm zu expandieren. Allerdings gewannen die Angehörigen unterworfener Völker üblicherweise letztlich die Staatsbürgerschaft und viele errangen sogar hohen Status innerhalb der römischen Gesellschaft, übernahmen hier politische und militärische Ämter.

Aus der frühesten Periode der Republik gibt es Beispiele für die soziale Fluidität der römischen Aristokratie. Appius Claudius kam aus dem Land der Sabiner im Jahr 509 vor Christus nach Rom und wurde ein Mitglied des Patriziats. L. Fulvius Curvus aus Tusculum wurde 60 Jahre, nachdem Rom 381 v. Chr. Tusculum erobert hatte, Konsul. …

Offenheit gegenüber Fremden kommt auch darin zum Ausdruck, dass Latium, die nahegelegenen Ortschaften mit ähnlicher Sprache und Kultur einschließend, Rechte auf commercium (Besitz von Eigentum in anderen Städten), connubium (Heirat) und migrandi (Migration) besaß. Dies setzte eine Präzedenz für spätere Zeiten, wenn andere, nicht lateinische Völker mittels teilweiser Staatsbürgerschaft (civitas sine suffragio) in die römische Gesellschaft inkorporiert werden sollten. Diese konnten später zu voller Staatsangehörigkeit hochgestuft werden: e.g. wurden die Sabiner 268 v. Chr. von civitas sine suffragio zu voller Staatsangehörigkeit hochgestuft. Diese Offenheit gegenüber anderen Völkern war „ein Schlüsselelement in Roms späterem imperialen Erfolg.“ [internes Zitat aus Gary Forsythes „A Critical History of Early Rome; [12] aus dem Appendix zu Kapitel 2, 79, 80]

Demzufolge war die Durchlässigkeit von Gruppen ein definierendes Merkmal für indoeuropäisch-stämmige Kulturen, da Individuen die Freiheit besaßen, zu anderen Gruppen überzulaufen, bei denen sich eine größere Aussicht auf Erfolg bot. Ürsprünglich lag individualistischer Wettbewerb in militärischen Unternehmungen, aber später zeigten sich andere Formen von Wettbewerb, in welchen Gruppen durchlässig waren und Übertritt möglich war, einschließlich intellektueller Wettstreit, charakterisiert durch Gruppendurchlässigkeit, eine Grundvoraussetzung für Wissenschaft.

Ricardo Duchesne hebt Disputation als wesentlichen Bestandteil des wstlichen intellektuellen Diskurses hervor, analysiert in Termini des indoeuropäischen kulturellen Vermächtnissen von persönlichem Streben nach Ruhm. [13] Von den Anfängen im alten Griechenland war die intellektuelle Debatte intensiv wettbewerbsorientiert und die Individuen waren frei darin, sich von einem Gelehrten loszusagen wenn sie einen anderen ansprechender fanden. Intellektuelle suchten Anhänger nicht abhängig von bereits bestehenden Verwandtschaftsverhältnissen oder ethnischen Verbindungen, sondern vielmehr mittels ihrer Fähigkeit, Anhänger auf einem freien Markt der Ideen zu gewinnen, in welchem die Leute frei darin waren, zu anderen Standpunkten zu wechseln. So wie es Zugehörigen eines Männerbundes freistand, zu anderen Gruppen mit objektiv besseren Aussichten auf Erfolg überzulaufen, würde sich auch ein freier Markt der Ideen in eine Richtung von Argumenten und Ideen standardisieren, die anziehend für Andere sind, denen es frei steht, sich von ihrer Gruppe zu lösen während Gruppen hochgradig durchlässig sind. In einem sozialen Kontext bestehend aus Anderen, die auf ähnliche Weise frei darin sind, ihren Standpunkt zu wechseln, treten logische Argumente und vorausschauende Theorien über die Natur in den Vordergrund. (Aus Kapitel 9, 482-483)

Auf ähnliche Weise setzt Kapitalismus individualistischen ökonomischen Wettbewerb und die Fähigkeit von Individuen voraus, beim Einkauf bestimmter Produkte oder der Investition in geschäftliche Unterfangen zu wechseln, wenn sie eine bessere Gelegenheit finden.

Quellen und Ziele kirchlicher Macht

Schulz et al. sehen die Exposition gegenüber der westlichen Kirche als entscheidende Variable bei der Entwicklung des westlichen Individualismus und betonen die kirchlichen Regelungen bezüglich der Verwandtenheirat. Meine Erörterung des kirchlichen Einflusses ist viel breiter angelegt. Ich erörtere andere kirchliche Stategien die Individualismus begünstigten, als Allerwichtigstes die Vorstellung eines reproduktiven Altruismus kreiierten, indem sie das klerikale Zölibat durchsetzten und in Folge der Päpstlichen Revolution, beginnend im zehnten Jahrhundert und abgeschlossen durch das Hochmittelalter, die Korruption beseitigten. Diese Vorstellung war notwendig um die intensive religiöse Leidenschaft und Volksloyalität dieser Zeitspanne hervorzubringen, es infolgedessen der Kirche zu ermöglichen, erhebliche Macht über säkulare Eliten auszuüben, die sich davor fürchteten exkommuniziert zu werden und dadurch ihre Legitimität in den Augen ihrer Völker zu verlieren.

Einhergehend mit der Akzeptanz von Zölibat und Asketizismus bestand ein Anliegen, die Macht der Kirche auszuweiten – „eine mächtige Bewegung um die Herrschaft über alles gesellschaftliche Leben zu gewinnen und es geistlichen Ansichten entsprechend zu organisieren.“[14] Es ist dieser Drang, die eigene Macht auf Kosten anderer Quellen der Macht – Könige und die Aristokratie, ausgedehnte Verwandtengruppen – auszuweiten, der am besten das Verhalten der mittelalterlichen Kirche erklärt. Dieses Verlangen nach Macht ist eine „Humane Universale“, zur Gänze übereinstimmend mit evolutionärem Denken, ausgenommen, dass es in diesem Fall nicht von dem üblichen Beiwerk von Macht begleitet wird [wie es typischerweise in klan-basierten Kulturen anzutreffen ist]: Fortpflanzungserfolg und Kontrolle über Frauen. [Aus Kapitel 5, 186]

Kirchliche Strategien, gerichtet gegen die Macht säkularer Eliten, ausgerichtet auf Heirat als wesentliches Schlachtfeld, umfassten, neben Regeln bezüglich Verwandtenheirat, das Entwickeln von Ideologien und erzwingender sozialer Kontrolle, welche die Monogamie, das Verhindern von Ehescheidungen, das Verhindern der Erbfähigkeit von Bastarden unterstützen. Von besonderer Wichtigkeit war die Durchsetzung von Zustimmung als Grundlage für eine Heirat (nicht berücksichtigt von Schultz et al.). Zustimmung zur Heirat fördert eher eine individualistische Partnerwahl, basierend auf den Eigenschaften des Ehepartners, als ein familiäres Entwickeln von Strategien in welchem der Partner von den Eltern bestimmt wird, mit dem Resultat, dass „die Familie, der Stamm, der Klan dem Individuum untergeordnet werden. Wenn jemand tatsächlich zur Heirat entschlossen war, konnte er sich selbst seinen Partner wählen und die Kirche konnte die eigene Wahl rechtfertigen.“[15]

Die Kirche entwickelte ebenso Ideologien von moralischem Individualismus und moralischem Universalismus, die das Weltbild von natürlicher Hierarchie, wie es typisch für die antike Welt war, unterminierten und oft die aufstrebenden Städte als unabhängige Machtzentren, den Interessen von Feudalherren entgegengesetzt, ermutigten. Bezogen auf die Ideologie des moralischen Egalitarismus:

Kanonisches Recht … hatte einen ausgeprägten egalitären Tenor – Status, welcher in antikem Recht zentral war – war irrelevant. Ekklesiastische Ideologie förderte also die westliche liberale Tradition. Aristokraten und Gemeine unterlagen der selben Moral. Darüber hinaus wurde kanonisches Recht dazu eingesetzt, die Macht von Verwandten-Gruppen durch das Verwerfen des privilegierten Status von Zeugnissen, die von der Familie oder Freunden abgelegt wurden (was dazu geführt hatte, dass mehr mächtige Familien vorteilhafte Gerichtsurteile bekamen). [Aus Kapitel 5, 188; Hervorhebung im Original]

Es ist jedoch nicht der Fall, dass die Kirche die Monogamie als Norm für die westliche Ehe erfunden hat:

Während alle anderen wirtschaftlich fortgeschrittenen Kulturen der Welt durch Vielweiberei erfolgreicher Männer versinnbildlicht wurden, besaßen westliche Gesellschaften, beginnend mit den antiken Griechen und Römern und bis in die Gegenwart hinein, eine starke Tendenz zur Monogamie.[16] Somit kann man nicht sagen, dass die Katholische Kirche die Monogamie hervorgebracht hat, aber, wie in Folge beschrieben, nahm sie, zumindest während des Mittelalters, eine zentrale Rolle dabei ein, die Monogamie aufrechtzuerhalten.

Die Katholische Kirche war die Erbin der römischen Zivilisation, wo Monogamie tief in Gesetz und Sitten eingebettet war, und während des Mittelalters nahm sie es auf sich, die Monogamie der aufstrebenden europäischen Aristokratie aufzuerlegen.[17] Polygynie auf verhältnismäßig niederer Ebene (im Vergleich zu anderen auf intensiver Agrikultur basierenden Gesellschaften wie China, Indien, der Mittlere Osten und Mittelamerika), hat in Europa existiert und während des Mittelalters wurde dies zum Gegenstand von Konflikten zwischen der Kirche und der Aristokratie. Die Kirche war die „einflussreichste und wichtigste Regierungsinstitution [Europas] während des Mittelalters,“ und ein wesentlicher Aspekt dieser Macht über die säkulare Aristokratie bestand in der Regulation von Sexualität und Fortpflanzung.[18] [Aus Kapitel 5, 176-177]

Wie verbreitet war die Gefügigkeit gegenüber den Gesetzen der Kirche zur Verwandtenehe?

In Anbetracht der Bedeutung der den Inzest betreffenden Regelungen in der Darstellung von Schulz et al. ist es wichtig für sie zu zeigen, dass die Strategie der Kirche tatsächliche Effekte zeitigte – dass die Anzahl inzestuöser Ehen nach dem Aufstieg der Kirche von einem vorher bestehenden Niveau aus zurückging. Schulz et al. messen die Rate von Cousin/Cousinen-Ehen nur im zwanzigsten Jahrhundert, nicht während des Mittelalters.[19] Das Resultat davon ist, dass sie keine Daten zur Effektivität der kirchlichen Politik präsentieren, eine gravierende Lakune [[Link vom Übersetzer]] in ihrer Darstellung. Wenn nämlich Cousin/Cousinen-Heirat tatsächlich im Westen nie üblich war, besteht wenig Grund dazu, anzunehmen, dass den ausgeklügelten Regeln, die Verwandtenheirat ummantelten, eine entscheidende Rolle zukam. Wenn es sich so verhält, erscheint eine Darstellung, die naturwüchsige ethnische Tendenzen in Betracht zieht, als plausibler. Hier zitiere ich einige bedeutende wissenschaftliche Quellen, die darauf hinweisen, dass Exogamie im Westen die Norm war, mindestens seit den Römern und wahrscheinlich schon lange zuvor.

Vorausgesetzt, dass die indoeuropäischen Eroberergruppen auf räuberische, aus Männern bestehenden Trupps basierten (die Männerbünde), waren Ehen wahrscheinlich exogam. Diese Annahme wird gestützt durch die verhältnismäßig hohe Präsenz von indoeuropäischen (yamnaya-stämmigen) Y-Chromosomen in alter DNA aus der Schnurkeramiker-Kultur aus weiten Teilen Nordeuropas vor etwa 5000 Jahren[20] (Kapitel 1 und 2). Für Europa einzigartige Mutationen von Augen- und Haarfarbe sind wahrscheinlich eher auf sexuelle Selektion für die Ehe in Folge individueller Wahl der Eigenschaften des Partners zurückzuführen als auf Heirat mit Verwandten und strategische Planung der Familien,[21],[22] und ich argumentiere auf vergleichbare Weise für die größere Rolle von Liebe als Grundlage für Heirat im Westen verglichen mit Gesellschaften, die auf intensiven Verwandtschaftsbeziehungen basieren (Kapitel 3).

Das Weströmische Reich betreffend zitiere ich Brent D. Shaw and Richard P. Saller:

Es gibt starke Belege für eine Kontinuität der allgemeinen Praxis der Exogamie im Weströmischen Reich, von der vorchristlichen Periode (die ersten drei Jahrhunderte nach Christus) bis zur Ära der Etablierung des Christentums als Staatsreligion; endogamische Heirat war selten, wenn sie überhaupt in Erscheinung trat. Obwohl die Gesetze während der heidnischen Ära die Heirat unter Cousins/Cousinen erlaubten, waren Parallel- und Kreuz-Cousin-/Cousinenehen so selten unter Aristokraten wie es Parallel-Cousin-Ehen unter gewöhnlichen Bewohnern des westlichen Reiches waren. Folglich hatte der christliche Bann von Ehen innerhalb des sechsten Verwandtschaftsgrades geringe Auswirkungen. Die verstreute Struktur ihrer Besitztümer bot heidnischen Aristokraten keinen Anreiz, innerhalb der Familie zu heiraten um gefestigte Vermögen zu verteidigen; ihre finanziellen Interessen wurden durch das Heiraten innerhalb der selben Klasse gewahrt. Der Bann der Endogamie durch die Kirche sollte nicht als Teil eines Bestrebens interpretiert werden, die Übertragung von Eigentum innerhalb der Familie zu unterbrechen: Eine derartige Anstrengung war überhaupt nicht notwendig, weil heidnische Aristokraten seit Jahrhunderten das Testament dazu nutzten, ihren Reichtum breit zu verteilen. Die Kirche brauchte nur den Kaiser als wesentlichen institutionellen Begünstigten dieser Erbschaften zu ersetzen, um sich selbst zu bereichern.[23]

Wir fassen zusammen: Als sich die Kirche im vierten Jahrhundert daran machte, ein umfassendes Inzestverbot zu formalisieren, agierte sie nicht dahingehend, eine verbreitete Praxis von Endogamie unter nahen Verwandten im Weströmischen Reich zum Erliegen zu bringen. Tatsächlich verweist Augustinus in seiner Erörterung „Der Gottesstaat“ bezüglich der Ausweitung der den Inzest betreffenden Gesetze zu seiner Zeit klar auf das Gegenteil. Er sagt kategorisch, dass die Heirat zwischen Cousins/Cousinen schon immer raro per mores (`selten in der herkömmlichen Praxis´) gewesen sei, und das vor der Einführung der neuen Verbote.[24] [Zitiert in Kapitel 4, 128-129]

Des Weiteren merke ich an:

Welche Ratio man auch diesen Verboten durch die Kirche zugrunde legt, es gibt Belege dafür, dass die Aristokratie die geistlichen Gesetze befolgte [während des zehnten und elften Jahrhunderts]. Es gab im französischen Adel des zehnten und elften Jahrhunderts ziemlich wenig Eheschließungen unter Cousins/Cousinen, die näher als vier- oder fünfgradig miteinander verwandt waren.[25] Solche Praktiken schwächten die erweiterte Verwandten-Gruppe da der ausdehnte Raum für Verwandtenheirat die Solidarität in den erweiterten Verwandten-Gruppen durch die ausgrenzende „Stärkung des Blutes durch Heirat.“[26] unterband. Das Resultat war, dass sich biologische Verwandtschaft eher diffus im Adel verbreitete als dass sie sich in der Spitze konzentrierte. Die direkten Nachkommen einer Familie profitierten eher als die weitere Verwandtschaftsgruppe: „Männer in hohen säkularen Positionen … strebten danach, ihr Vermögen und ihre Familien zu konsolidieren, um sich, zum Nachteil der erweiterten Verwandtschaft, so viel wie möglich für ihre direkten Nachkommen zu sichern.“[27] [Aus Kapitel 5, 210-211]

Der bedeutende Punkt im obigen Abschnitt ist, dass die Aristokratie die Inzestgesetze im zehnten und elften Jahrhundert befolgte – nicht überraschend, wenn man zugrunde legt, dass die Kirche mit ihrer Kampagne zum Zwecke des Machtgewinns auf die Machtzentren der Elite zielte und nicht auf das gemeine Volk. Schließlich konnten Männer mit wenig Vermögen oder Macht kaum erwarten, polygyn zu sein oder Konkubinen zu besitzen, was beides gegen die geistliche Auffassung von Ehe verstoßen würde. Ich kenne keine Belege dafür, dass jene, die nur über bescheidenere Mittel verfügten, Eheschließungen innerhalb der sechs Verwandtschaftsgrade vermieden. Alle von C.B. Bouchard aufgeführten Fälle, in welchen die Kirche gegen Verwandtenehen vorging, waren innerhalb des Adels angesiedelt.[28] Zum Beispiel wurden die Könige der Capetien-Dynastie in Frankreich dazu gezwungen, russische Frauen zu akzeptieren und schließlich ihre Standards zu senken, um auch Töchter von Grafen und anderem niederem Adel zu billigen.

In den verhältnismäßig kleinen, isolierten Gemeinschaften des traditionellen Westeuropa – wo hochgradig begrenzte regionale Dialekte üblich waren und die Menschen über geringe Mobilität verfügten – heirateten die Leute in der Tat gezwungenermaßen innerhalb der lokalen Gemeinschaft und konnten deshalb kaum vermeiden, jemanden zu ehelichen, mit dem man einen Groß-Groß-Groß-Groß-Großvater gemeinsam hatte.

Elizabeth Archibalds Incest in the Medieval Imagination kontextualisiert diese Erkenntnisse weitergehend. In einem Kommentar, der eher auf die allgemeine Bevölkerung als auf den Adel zutrifft, merkt sie an, dass „In der Praxis der siebte Grad, der Umfang des Gedächtnisses und alle bekannten Verwandten wahrscheinlich für viele Menschen im Mittelalter fast dasselbe bedeuteten.“[29] Legt man zugrunde, dass die meisten Menschen zwangsläufig ihre Partner im lokalen Bereich suchten, wäre es unmöglich gewesen, die Gesetze der Kirche zu befolgen, da „… die Liste möglicher Partner, mit denen Sex verboten war, in vielen kleinen Gemeinschaften jeden potentiellen Partner umfasst haben dürfte…“[30] Zudem zeigt die Erörterung aktueller Fälle nur geringe Bedenken bezüglich der sieben Verwandtschaftsgrade aber große Betroffenheit was nahe Blutsverwandte (e.g. Onkel, Nichte) oder soziale Verwandtschaft [[ i.e. Stiefeltern – d. Ü.]] betrifft. Grundsätzlich:

Wie die Kirche auch versuchte, ihre Position zu rationalisieren und danach strebte, sie zu stärken, so ist doch aus der geistlichen Korrespondenz, Gerichtsaufzeichnungen und wohlbekannten Skandalen jener Zeit bekannt, dass die Gesetze von vielen Christen während des Mittelalters ignoriert oder eher ignoriert als beachtet oder um des persönliche Vorteils manipuliert wurden um das Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe zu hintergehen. … Trotz der Bestimmtheit, mit der die Kirche auf ihren komplexen Regeln, wer wen heiraten darf, bestand, waren die geistlichen Autoritäten doch bemerkenswert nachsichtig bei der Interpretation vieler Teile der den Inzest betreffenden Gesetzgebung, insbesondere was eher entfernte Verwandte und soziale Verwandtschaften betraf. Es ist auch eindeutig, dass viele Menschen im Mittelalter kein besonderes Problem mit dem Bruch der Inzestgesetze, wie etwa der Heirat von Cousinen zweiten Grades hatten.[31]

Es ist bemerkenswert, dass nach dem zehnten und elften Jahrhundert die französische Aristokratie weithin dafür bekannt war, die Inzestgesetze zu missachten. Sich vollkommen bewusst, dass sie in den Augen der Kirche inzestuös heirateten, beriefen sie sich im Fall einer erwünschten Scheidung auf diese Gesetze. Das Befolgen der Gesetze im zehnten und elften Jahrhundert änderte ihre Psychologie nicht grundsätzlich. Darüber hinaus war dieser „bequeme Notausgang“ ein bedeutender Faktor für die Herabsetzung der erlaubten Verwandtschaftsgrade auf vier durch das Laterankonzil im Jahr 1215.[32]

Die Geographie des kirchlichen Einflusses

Bezüglich der zentralen Behauptung, dass die Zeitdauer des Einflusses der Kirche im Westen entscheidend für den Aufstieg des Individualismus war, merke ich in Kapitel 5 folgendes an:

Es gibt andere Gründe dafür, eine grundlegende ethnische Komponente des westlichen Individualismus und Egalitarismus hervorzuheben. Es gab beispielsweise bedeutende Unterschiede zwischen dem westlichen und dem östlichen Christentum und im westlichen Christentum selbst. Was das Letztere betrifft so war spätestens seit dem frühen Mittelalter die westliche Familienstruktur auf Nordwesteuropa beschränkt, insbesondere auf das vom Frankenreich, Britannien und Skandinavien umfasste Gebiet, aber nicht, so wie in Kapitel 4 hervorgehoben wird, auf die Region südlich der Loire im heutigen Frankreich, und schloss große Teile Europas außerhalb der Hajnal-Linie [[Link vom Übersetzer]] aus, obwohl diese dem westlichen Christentum zugehörig sind (e.g. Süditalien [obwohl ich das Argument von Schulz et al. akzeptiere, wonach Süditalien erst verhältnismäßig spät dem kirchlichen Einfluss unterworfen wurde – im elften Jahrhundert (S2.2,9) – dies ist viel früher als Schweden welches, zusammen mit anderen skandinavischen Ländern, die individualistischste Familienstruktur in Europa hat], Irland, die südliche iberische Halbinsel, Kroatien und Teile Osteuropas).[33] Der individualistischen Familienstruktur, die viele Gelehrte als wesentlich für das Verständnis des Aufstiegs des Westens ausgemacht haben, ist es also entgangen, bedeutende Teile des westlichen Christentums zu vereinnahmen.

Man könnte damit argumentieren, dass Unterschiede in der Familienstruktur durch die spätere Einführung des Christentums in Osteuropa erklärbar sind. Polen wurde zum Beispiel verhältnismäßig spät christianisiert (beginnend im zehnten Jahrhundert) verglichen mit Frankenreich (beginnend mit der Konversion von Clovis I im Jahr 496). Allerdings konvertierten skandinavische Gesellschaften, die die individualistischste Familienstruktur Europas aufweisen (siehe Kapitel 4), ebenfalls ziemlich spät. Zum Beispiel wurde Dänemark, das erste christliche skandinavische Land, erst nach der Konversion von Harald Blauzahn im Jahr 972 christianisiert.[34] Schweden folgte viel später, etablierte erst im Jahr 1264 eine Erzdiozöse und selbst dann erforderte die Auslöschung von heidnischen Praktiken und Glaubensvorstellungen noch weitere 150-200 Jahre.[35] Ethnische Unterschiede bieten eine weit unkompliziertere Erklärung.[36] [Aus Kapitel 5, 222]

Einige der Punkte in meiner Zusammenfassung des Materials zur Familienstruktur in Kapitel 4 mit zweckmäßigen Änderungen (in Klammern) können auch auf die Frage nach der Wichtigkeit des kirchlichen Einflusses bezogen werden.

Das zentrale Argument ist hier, dass die Ursprünge der einzigartigen europäischen Familienstruktur in biologischen Einflüssen liegen, die einer Kombination von indoeuropäischen Völkern, entstanden in den Steppen von Südosteuropa, und Jäger-und-Sammler-Völkern, deren evolutionäre Vergangenheit in Nordwesteuropa selbst liegt, entstammen.

1.

Die weitverbreite Praxis, Gehilfen in Haushalte von Nichtverwandten zu vermitteln, kann nicht in rein ökonomischen Begriffen als eine Reaktion auf mittelalterliche Grundherrschaft [oder den Einfluss der Kirche] gesehen werden. Es ist jedoch kompatibel mit komplexen Systemen nicht-verwandtschaftsbasierter Gegenseitigkeit wie sie bei Jäger-Sammler-Kulturen in unwirtlichen Lebensräumen beschrieben wurden (Kapitel 3) und auch charakteristisch für proto-indoeuropäische Kulturen und ihre Abkömmlinge (Kapitel 2) sind, was tausende von Jahren zurückreicht.

2.

Ebenso kompatibel mit naturwüchsigen Erklärungen, … Historiker sind nicht der Lage die Anfänge der individualistischen Familie genau zu datieren. Die Tatsache, dass Bräuche wie Monogamie, späte Heirat und individualistische Vererbungsmuster dem frühen Mittelalter [und damit dem Einfluss der Kirche] lange vorausgingen, legt nahe, dass die individualistische Familienstruktur in der evolutionären Geschichte der nordwesteuropäischen Völker verwurzelt ist. [Dies kontrastiert mit der Behauptung von Schulz et al. dass die Struktur der Kernfamilie, wie wir sie in Westeuropa vorfinden, ein direktes Resultat kirchlicher Regelungen ist.] …

3.

Die sehr unterschiedlichen Familienformen in Norwest- gegenüber einem Großteil von Südeuropa (Südfrankreich eingeschlossen) bestanden weiter trotz der selben Religion (bis zur Reformation) und trotz Grundherrschaft [und dem Einfluss der Kirche] in beiden Regionen als Resultat der Eroberungen durch die Franken.

[Dies steht im Widerspruch zu Schultz et al, die ganz Frankreich wegen seiner Inkorporation in das Großreich der Franken (siehe ihre Darstellung 1A) in die selbe Kategorie von kirchlichem Einfluss stecken – trotz der sehr deutlichen Unterschiede zwischen relativ individualistischen (Nordfrankreich) und relativ kollektivistischen (Südfrankreich) Strukturen. Des Weiteren verwenden Schulz et al. die Dichte von Bischofssitzen, gemessen in 50-Jahr-Intervallen von 550 AD bis 1500, als Maß für den Einfluss der Kirche. Allerdings zeigt ihre Darstellung S2.1 dass das ziemlich kollektivistische Südfrankreich in den Jahren 1000 und 1500 mindestens so viele Bistümer besaß wie das relativ individualistische Nordfrankreich und mehr als Skandinavien, welches die individualistischste Familienstruktur in Europa aufweist (siehe mein Kapitel 4). Zum Abschluss: Während Schulz et al. anmerken, dass Süditalien verhältnismäßig spät in die westliche Kirche inkorporiert wurde, also behaupten, so die dortigen relativ intensiven Verwandtschaftsbeziehungen erklären zu können, hebt meine Vorgehensweise die ethnische Differenz zwischen dem nördlichen und südlichen Italien hervor, mit im Norden vorherrschenden germanischen Völkern.] . …

6.

Es besteht dergestalt eine Kline innerhalb Nordwesteuropas, dass die individualistischsten Familienstrukturen in Skandinavien auftreten, insbesondere Schweden, welches sich nie der Grundherrschaft unterzog [und, wie angemerkt von Schulz et al. (siehe ihre Darstellungen 1A und S2.1), verhältnismäßig spät dem Einfluss der Kirche ausgesetzt war.] [Aus Kapitel 4, 165-167]

Schlussfolgerung

Ich schlussfolgere, dass das Ausmaß des Einflusses der Kirche als Erklärung für den westlichen Individualismus unzureichend ist und eine angemessene Erklärung eine Berücksichtigung der einzigartigen Evolutionsgeschichte der Völker Westeuropas erfordert.


[1] Jonathan F. Schulz, Duman Bahrami-Rad, Jonathan P. Beauchamp, and Joseph Henrich, “The Church, Intensive Kinship, and Global Psychological Variation,” Science 366, no. 707 (November 8, 2019): 1–12, 1.

[2] T. Douglas Price, “The Mesolithic of Northern Europe,” Annual Review of Anthropology 20 (1991): 211–233, 229.

[3] Marek Zvelebil and Paul Dolukhanov, “The Transition to Farming in Eastern and Northern Europe. Journal of World Prehistory 5 (1991): 233–278, 262–263.

[4] Sveinung Bang-Andersen, “Coast/Inland Relations in the Mesolithic of Southern Norway,” World Archaeology 27 (1996): 427–443, 436, 437.

[5] Michael L. Burton, Carmella C. Moore, John W. M. Whiting, and A. Kimball Romney, “Regions Based on Social Structure,” Current Anthropology 37 (1996): 87–123.

[6] Iain Mathieson et al., “Genome-Wide Patterns of Selection in 230 Ancient Europeans,” Nature 528 (2015): 499–503; see also Morton E. Allentoft et al., “Population Genomics of Bronze Age Eurasia,” Nature 522 (June 11, 2015): 167–172.

[6a] James E. Lindsay, Everyday Life in the Medieval Islamic World (Westport, CT: Greenwood, 2005), 45–46.

[7] Ricardo Duchesne, The Uniqueness of Western Civilization (Leiden: Brill, 2011), 438.

[8] David Anthony, The Horse, the Wheel, and Language: How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes Shaped the Modern World (Princeton, NJ: Princeton University Press, 2007; paperback edition, 2010), 364.

[9] Ibid., 238.

[10] Kevin MacDonald, A People That Shall Dwell Alone: Judaism as a Group Evolutionary Strategy (Westport, CT: Praeger, 1994).

[11] “Israel Imposes Apartheid Regime on Palestinians: UN Report,” Reuters (March 152, 2017).

https://www.reuters.com/article/us-israel-palestinians-report-idUSKBN16M2IN

[12] Gary Forsythe, A Critical History of Early Rome: From Prehistory to the First Punic War by Prof. Gary Forsythe (Berkeley: University of California Press, 2005), 185.

[13] Ricardo Duchesne, The Uniqueness of Western Civilization (Leiden, the Netherlands: Brill, 2011).

[14] G. Miccoli, “Monks,” in Jacques LeGoff (ed.), Medieval Callings, trans. L. G. Cochrane (Chicago: University of Chicago Press, 1990): 37–74, 57.

[15] John T. Noonan, “Power to Choose,” Viator 4 (1973): 419–434, 430.

[16] See Kevin MacDonald, “Mechanisms of Sexual Egalitarianism in Western Europe,” Ethology and Sociobiology 11 (1990):195–238.

[17] Kevin MacDonald, “The Establishment and Maintenance of Socially Imposed Monogamy in Western Europe,” Politics and the Life Sciences 14 (1995): 3–23; Kevin MacDonald, “Focusing on the Group: Further Issues Related to Western Monogamy,” Politics and the Life Sciences 14 (1995): 38–46.

[18] Walter Ullman, The Growth of Papal Government in the Middle Ages: A Study in the Ideological Relation of Clerical to Lay Power, 3rd ed. (London: Methuen, 1970), 1.

[19] Schulz et al., “Prevalence of Cousin Marriage,” Supplementary material S1.2, 6–7.

[20] Amy Goldberg et al., “Ancient X chromosomes Reveal Contrasting Sex Bias in Neolithic and Bronze Age Eurasian migrations,” Proceedings of the National Academy of Science 114, no. 10 (March 7, 2017): 2657–62.

[21] Peter Frost, “European Hair and Eye Color: A Case of Frequency-Dependent Sexual Selection?,Evolution and Human Behavior 27 (2006): 85–103.

[22] Frank Salter, “Carrier Females and Sender Males: An Evolutionary Hypothesis Linking Female Attractiveness, Family Resemblance, and Paternity Confidence,” Ethology and Sociobiology 17, no. 4 (1996): 211–220.

[23] Brent D. Shaw and Richard P. Saller, “Close-Kin Marriage in Roman Society?,” Man (New Series) 19, no. 3 (September, 1984): 432–444, 432.

[24] Ibid., 438–439.

[25] C. B. Bouchard, “Consanguinity and Noble Marriages in the Tenth and Eleventh Century,” Speculum 56 (1981): 268–287.

[26] John Goody, The Development of the Family and Marriage in Europe (Cambridge, U.K.: Cambridge University Press, 1983), 145; one effect of this policy, emphasized by Goody, was that families were often left without direct heirs and left their property to the Church.

[27] Karl E. Leyser, Rule and Conflict in Early Medieval Society (London: Edward Arnold, Ltd., 1979), 50.

[28] Bouchard, “Consanguinity and Noble Marriages in the Tenth and Eleventh Century.”

[29] Elizabeth Archibald, Incest in the Medieval Imagination (New York: Oxford University Press, 2001), 37.

[30] Ibid., 38.

[31] Ibid., 41.

[32] Bouchard, “Consanguinity and Noble Marriages in the Tenth and Eleventh Century,” 269.

[33] See Ch. 4; see also Michael Mitterauer, Why Europe? The Medieval Origins of Its Special Path, trans. Gerald Chapple (Chicago: University of Chicago Press, 2010; orig. German edition, 2003), 62.

[34] “Harold Bluetooth,” Catholic Encyclopedia.

http://www.newadvent.org/cathen/07141b.htm

[35] “Christianization of Scandinavia,” Wikipedia.https://en.wikipedia.org/wiki/Christianization_of_Scandinavia

[36] See Ch. 4; see also Mary S. Hartman, The Household and Making of History: A Subversive View of the Western Past (Cambridge, U.K.: Cambridge University Press, 2004); Michael Mitterauer, Why Europe? The Medieval Origins of Its Special Path, trans. Gerald Chapple (Chicago: University of Chicago Press, 2010; orig. German edition, 2003), 62.